seniorweb.ch, 5. September 2023

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Wir zeigen,wie Barbie, 64, wirklich aussieht

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Barbie ist 64. Wirklich? Sehen wir die Puppe, erblicken wir alles andere als eine Frühseniorin. Sondern eine permanent 20-Jährige, mit überlangen Beinen, Magersucht und blondem Haar. Doch neben dem allzeit jungen Bäbi haben Designerinnen und Designer Barbies mit den Spuren des Alters geschaffen. Seniorweb begleitet hier Barbie auf ihrem Lebensweg zur Frührentnerin.

Historisch nicht gesichert ist, dass die Amerikanerin Ruth Handler 1959 die Idee für Barbie auf einer Europareise entwickelte. In einem Schaufenster in Luzern entdeckte sie eine etwa 30 Zentimeter grosse Puppe mit einem blonden Pferdeschwanz.


 

 

Barbie 1959. Sie ist 20. Die US-Firma Mattel patentiert die Figur. Vor 64 Jahren kostet Barbie 3 Dollar. Originalpuppen aus dieser Zeit erzielen heute bei Auktionen bis 10 000 Franken. Die ersten Barbies tragen unter anderem diesen schwarzweissen Einteiler. Das Badekleid präsentiert sie auch in späteren Versionen.

 

Ausserdem. Die Stimmbürger verwerfen das Frauenstimmrecht. ◙ In Kuba kommt Fidel Castro an die Macht. ◙ Die Fussballnati verliert gegen die BRD 0:4. ◙ In der Hitparade führt Fredy Quinn mit der «Gitarre und das Meer». ◙ In Schweden kommt der Kinderstar Inger Nilson (Pipi Langstrumpf) auf die Welt.

 


 

Barbie 1969. Sie ist 30. Aber nicht merkbar älter. Wie viele antiautoritäre Eltern den Kindern Hippie-Barbies gaben, ist nicht bekannt. Barbie ist zeitgemäss ausstaffiert: Anarcho-Logo, LP, Outfit. Ein anderes Barbie zeigt eine fette Tüte (Joint). Das muten wir den Lesern nicht zu.

 

Ausserdem. Neil Armstrong fliegt zum Mond. ◙ Die Minstrels präsentieren «Grüezi wohl, Frau Stirnima». ◙ Serge Gainsbourg und Jane Birkin knutschsingen «Je t′aime mois, mais non plus». ◙ Im US-Bundesstaat New York besuchen 400 000 Besucher das Woodstock-Festival.

 


 

 

Barbie 1979. Sie ist 40. Aus dem Hippie-Girl ist eine angepasste 40-Jährige geworden. Sollen wir raten: Lehrerin, studierte Bio-Chemikerin oder halt doch Damenboutique-Besitzerin? Wir sind in den Siebzigern ja noch weit entfernt von Gender-Debatten.

 

Ausserdem. Die Sowjets besetzen Afghanistan. ◙  Abba erklimmt mit «Gimme, Gimme, Gimme» die Hitparade. ◙  Unsere Ski-Nati erhält neue Renndresses. ‹»Hauptsache bequem», sagt Doris de Agostini. ◙ Barbara Mayer wird Miss Schweiz. ◙ Im Iran beginnt die islamische Diktatur.

 


 

 

Barbie 1989. Sie ist 50. Wir bestaunen die weisse Mähne. Derzeit sind Bemerkungen übers Äussere nicht beliebt. Sonst könnten wir… Ach was, wagen wirs, das Erscheinungsbild zu bewerten. Für mich ist sie die attraktivste Barbie. Nein, nicht wegen dem roten Badkleid. Ich frage mich allerdings, ob die Shampoo-Industrie ins Aussehen investiert hat. Beruflich: Wir vermuten sie ist Baywatch-Darstellerin.

Ausserdem: Tatsächlich, richtig geraten. 1989 strahlt der Sender NBC erstmals «Baywatch» aus. ◙ Die Sowjetunion zerbricht. ◙ In Berlin fällt die Mauer. ◙ Die Spielkonsole Gameboy kommt auf dem Markt. ◙ Beat Breu gewinnt die Tour de Suisse. ◙  Der Film «Star Trek» hat Premiere.

 


 

 

Barbie 1999. Sie ist 60. Erstmals mit Kurzhaarschnitt. Doch woher kommt der dunkle Teint? War sie zu lange im Sonnenstudio? Damals wusste man noch nicht, dass dies ungesund ist. Immerhin sieht die Sechzigjährige unternehmungslustig aus.

Ausserdem. Der Sturm Lothar zieht durch unser Land. ◙  Ruth Dreifuss wird die erste Bundespräsidentin. ◙ Steffi Graf gewinnt gegen Martina Hingis. ◙ Die Vereinten Nationen ernennen 1999 zum Jahr der Senioren.


 

 

Barbie jetzt. Sie ist 64. Weil Barbie 1959 bereits als Zwanzigjährige auf die Welt kommt, schummeln wir mit den Altersangaben. Zu sehen ist, dass sich die AHV-Rentnerin verändert hat: Sie ist wieder blond. Der Coiffeuse sei dank. Schade: Im neuen Barbie-Film hat unsere Seniorin keine Rolle.

Ausserdem. Was dieses Jahr passiert ist, wissen wir.


 

 

Barbies Parallelwelt. Oben sehen wir die Alltags-Barbie, hier unten präsentiert sie sich als aufgebretzelte Diva. Die Bilder zeigen, dass auch ein Puppenleben verschiedene Facetten hat. In diesem Sinne ist das Plastik-Bäbi ganz divers. Auf allzu hochgeistige Ebenen sollten wir unseren Star allerdings nicht heben. Barbie steht seit 64 Jahren fest mit dünnen Beinen auf kommerziellem Terrain.

 


 

Den neuen Barbie-Film können wir nicht zeigen. Passend zu unserem Thema präsentieren wir aber hier einen Filmausschnitt, in dem Grandma Barbie zu sehen ist.


 

Die Eltern klopfen an der Tür von Grandma Barbie. Sie kommen, um ihre Kinder abzuholen. «Mama, dieses Smiley-Kissen ist ein Dankeschön für deine Geduld.» – «Oh, das hättet ihr nicht tun sollen, die Feiertage mit den Enkeln waren ein Vergnügen. Schaut doch, wie viel jünger ich aussehe.» – «‹Wir werden dich vermissen, vielen Dank für deine Hilfe.»

 


 
Jetzt aber ernsthaft:


Ist Barbie Konsumverführung oder ein harmloses Knutschding?

 

Padägogenschreck? War und ist die Puppe ein Konsum-Symbol, Kommerzverführung, Sexismus für Einsteigerinnen und Einsteiger? Ist Barbie eine unterernährte anatomische Fehlbildung, die Mädchen in den Schlankheitswahn treibt?


Oder harmlos wie ein Teddybär? Ist Barbie einfach ein Spielzeug? Erinnert uns Barbie an unsere Kindheit, als wir die Puppe viele Abenteuer erleben liessen? Ist Barbie das sehnsüchtig erwartete Geschenk? Überreicht von uns Grosseltern, die wissen, dass das Plastikding den Enkeln ebensowenig schaden wird wie uns.

 

 

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