seniorweb.ch, 2. Mai 2023
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Oeko-Werbung übertreibt, beschönigt, vertuscht
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“Tue Gutes und brülle ins grüne Megafon.” Viele Unternehmen haben zwar ihr ökologisches Verhalten verbessert, trompeten diese Fortschritte aber viel zu laut heraus. Ihr Werbegetöns hat viele Missklänge. Immerhin können wir uns über einen kleinen Fortschritt freuen: Die CO²-Zertifikate dürfen nicht mehr derart marktschreierisch eingesetzt werden.

 

Unternehmen missbrauchen die Ökologie für ihre Werbung. Das ist ein ernstes Thema. Bevor wir einsteigen, schmunzeln wir über ein Öko-Schmankerl. Die Firma Lieler Schlossbrunnen holt Mineralwasser aus dem Boden des Markgräflerlands in Süddeutschland. Weil pures Quellwasser halt doch nicht so ein angesagter Knaller ist, haben sich die Werber trendige Attribute ausgedacht: Das Wasser ist lactosefrei, glutenfrei und vegan.

 

 

 

Ablassbrief tilgt Umweltsünden

 

Mit dem Lieler Wasser haben wir aus der Quelle des unfreiwilligen Humors getrunken. Nun wollen wir uns Ernsterem zuwenden, der fiktiven Reise von Herr und Frau Oppliger (Name geändert). Über Ostern waren sie auf den Malediven. Mit dem Flieger. Wunderschön. Weisse Strände, Sonne, tiefe Preise. Wir gönnen Oppligers die zwei Wochen. Aber was ist mit dem Flieger? Ein paar Tonnen Co² stösst ein Flugzeug auf dieser Reise aus, pro Person. Wir runzeln die Stirn. Doch was sehen wir auf dem Ticket? Das Paar hat einen Zuschlag von 37 Franken pro Person und Strecke bezahlt. Damit sind Oppligers klimaneutral gereist. Wir atmen auf.