Berner Zeitung; 8.2.2016


Kaffeerahmdeckeli, Makramee, Schoggi-Fondue

Es gibt Dinge, da glaubt man, sie seien endgültig verschwunden, tot, aus, futsch. Und man freut sich. Meist zu früh. Denn oft sind es Wiedergänger, Untote. Bei Vampiren hat man schöne Erfolge mit zugespitzten Pfählen, die man ihnen durchs Herz treibt. Gegen Makramee und Schoggi-Fondue nützt dieses Hausmittelchen nichts. Flokati-Teppiche und originelle Ansagen auf dem Telefonbeantworter sind zurzeit zwar out. Aber wenn wir uns nicht vorsehen, sind sie schwups wieder da.


Schoggi-Fondue. In den Siebzigerjahren erkannte die Süsswarenindustrie, dass nicht nur flüssiger Käse penetrant riecht, sondern auch Schokolade. In kleinen Caquelons erhitzte man vorzugsweise Toblerone, in die man vorzugsweise Ananas tunkte. Dazu zog man die orangen Vorhänge, bekleckerte das orange Tischtuch und freute sich präventiv, dass die Siebziger in vierzig Jahren wieder angesagt sein werden. Das sind sie nun. Noch ohne Schoggi-Fondue. Noch.


Originelle Ansagen auf dem Telefonbeantworter. «Hier ist XY. Wenn Sie für meine Briefmarkensammlung ein Basler Dybli oder für mich eine gute Nachricht haben, sprechen Sie jetzt.» Der FDP-Politiker ist unterdessen gestorben. Das ist nicht lustig. Seine Botschaft war es auch nicht. Dank 365/7/24-Erreichbarkeit per Handy sind kreativ gepimpte Ansagen selten geworden.


Kaffeerahmdeckeli-Sammlungen. Herr B. aus Herrliberg (Name der Redaktion bekannt) hat eine Albert-Anker-Sammlung. Herr A. aus Bümpliz hat eine Kaffeerahmdeckeli-Sammlung. Die AA-Bilder von Herrn B. sieht man überall gerne. Die KRD-Bilder von Herrn A. sieht man nur noch beim Trödler.


Yuccapalmen. Sie sind eng verwandt mit Makramee (aus Schnüren, aber die können ja nichts dafür) und Römertöpfen (Begräbnisurnen für den Braten). Das meiste ist im Brockenhaus verschwunden. Und bleibt hoffentlich dort. Ach, da wären noch die Flokati-Teppiche. Sahen aus wie platt gemachte Golden Retriever, waren aber aus Wolle.


Trottis für Erwachsene. Ja, es gibt sie noch. Aber selten. Aus Gründen, die nur sie kennen, benützen Junkies diese Dinger. Wer nicht beduselt aussehen will, siehe Junkies, lässt es sein. Allerdings hat das Bedürfnis, sich auf Rädern lächerlich zu machen, unterdessen andere Wege gefunden: Segways.


Umhäkelte WCRollenhalter. Das muss jetzt unter uns Älteren bleiben, es ist zu peinlich. Früher hat man auf die hintere Ablage im Auto eine WC-Rolle platziert. Sie steckte in einem Halter. Dieser hatte eine gehäkelte Hülle. Für was man dies brauchte, weiss ich bis heute nicht. Vielleicht um während langer Fahrten schöner zu... na ja, wir wissens schon. Also, wenn dieses Teil wieder auflebt, dann ist die Welt wirklich aus den Fugen.