Berner Zeitung, 10.3.2015


Politiker meinen es ernst mit den Witzen


Wohin fliegt ein schwuler Adler? – Zurück zu seinem Horst. Härzig, nicht? Nein! Sondern ein Delikt. Denn es ist ein Homowitz und damit eine «entwürdigende und diskriminierende Äusserung». Mit derart ernsten Worten verurteilt der UNO-Ausschuss für die Rechte des Kindes jene Scherze, die «Minderheiten herabwürdigen».


Laut dem UNO-Ausschuss sollen solche Witze in der Schweiz verboten werden. Pink Cross heisst die Schweizer Homo-Dachorganisation. Vielleicht haben die UNO-Kinderschützer was verwechselt und setzen sich für die Schwulen ein, weil Rosa eine beliebte Babyfarbe ist und sie glaubten, dass Pink Cross Kinder schützt.


Das ist keine gute, aber die einzig denkbare Erklärung für diesen albernen Vorschlag. Schabernack? Nicht für alle. Immerhin findet die Weltorganisation bei ihrem Kampf gegen die Ungerechtigkeit auf dieser Erde Mitstreiter in der Schweiz. Vermutlich noch diesen März beschäftigt sich der Nationalrat mit einem Vorstoss, der ein ähnliches Anliegen vertritt: Homophobe Äusserungen, dazu gehören Schwulenwitze, sollen als rassistisch gelten und bestraft werden. Vertreter der SP und der Grünen sind dafür, klar. Aber auch Politiker der CVP, BDP und GLP meinen es ernst mit den Witzen.


Die Rassismuskeule ist eine Wunderwaffe. Sie trifft immer. Ebenso wie Schwulenwitze kann man damit Blondinenscherze plattmachen. Blondchen sind ja auch eine misshandelte Minderheit. Was passiert, wenn eine Blondine an die Wand lehnt? Die Wand fällt um – die Klügere gibt nach. Furchtbar, nicht. Das schreit doch nach Strafe.


Nun wissen wir, dass Strafe nicht Sühne oder gar Rache sein darf. Sie dient höheren Zielen: Resozialisierung nämlich. Sie will den Übeltäter zur Einsicht bringen. Sie soll bei ihm Verständnis wecken für die Menschen, die er verhöhnt. Der umsichtige Richter wird solche Delinquenten denn auch nicht auf den Hoger, auf den Thorberg, verbannen. Oder den Witzeschreiber gar in Witzwil einbuchten. Sondern den Straffälligen anderthalb Jahre Gay-Sauna aufbrummen und den Blondhaarpeiniger zur Teilnahme an den Miss-Bern-Wahlen Mitte Mai verdonnern.