Berner Zeitung, 20.2.12
AusSteiger
Nochmals Rentner-Sex.
Diesmal mit Aeschbi und Meryl Streep
Rentner-Sex oder lieber rostige alte Liebe als gar keine» hiess die letzte Kolumne. Sie hat mir den Vorwurf eingetragen, dass der Text nicht hält, was der Titel verspricht, nämlich Sex. Das will
ich jetzt nachholen und der Frage nachgehen, welche älteren oder alten Menschen begehrenswert, eben sexy sind. Mit einem bebilderten Fragebogen habe ich bei einer zehnköpfigen Jury aus
Kolleginnen und Bekannten ermittelt, was sie bei sechs Promis antörnt oder abstösst. Sie bewerteten mit Bemerkungen und mit Noten auf einer Skala von 1 bis 6, von wää bis wow.
Tina Turner (72) muss sich mit dem miesen Wert 2,7 begnügen. Mehr als das Aussehen der Sängerin mit Wohnsitz am Zürichsee lobten die Juroren die Bildbearbeitungssoftware ihrer Aufnahmen.
Mick Jagger (69) kommt auf kümmerliche 3,3 Sexpunkte. Bemerkenswerte Urteile über den Faltenstar: «Rocker sind langweilig» und «Früher Koks, jetzt Kohle». Trocken notierte ein Tester, dass der
Sänger kein Hingucker sei.
Meryl Streep (63) schwingt mit Abstand obenaus: 5,2. Als «schöne, reife Frau» bezeichnete ein besonnener Juror die Schauspielerin. Wagemutiger, ja sogar experimentierfreudig war jene Bewerterin,
die schrieb, dass sie bei Meryl Streep lesbisch werden könnte.
Kurt Aeschbacher (64) fällt aus der Wertung. Die Sex-Appeal-Punktrichter benoteten ihn nicht, weil das Prüfbild den TV-Moderator zusammen mit seinem Hund zeigte. Statt des Mannes bewerteten die
Tester den Labrador Bombay. Dieser erzielte den überaus schmeichelhaften Wert von 5,0. Der Kolumnenautor lässt das einfach mal unkommentiert stehen.
Micheline Calmy-Rey (67) holte sich mittelmässige 4,2 Punkte und musste überdies schon fast hämische ergänzende Bemerkungen einstecken. «Dimitri ist lustiger» war eine davon. Als «möglicherweise
asexuell» wurde sie qualifiziert und, na so was, als Domina.
Karl Lagerfeld (79) bekam mit voller Härte zu spüren, dass da keine Kuscheljustiz am Werk war: Er erlitt den Schlussrang, 2,3. Und der deutsch-französische Kleidermacher kassierte
nadelspitzenscharfe Bemerkungen. «Alles andere als sexy» war die harmloseste. «So was von daneben» wog schwerer. Und, als Anspielung auf seine Vorliebe für Bulimie-Frauen: «Dünne Models, dicke
Knete».
Die Einordnung: Meryl Streep freute sich an der Berlinale über den Ehrenbären. Jetzt darf die Oscarpreisträgerin sogar jubeln, dass sie in der Rentnerkolumne dieser Zeitung die höchste Wertung
erzielt.