Quartierzeitschrift "Arena", September 2019 und Streit mit dem Leistvorstand Engehalbinsel
Die Schliessung der Studerstrasse bleibt umstritten
Seit anfangs 2019 ist die Studerstrasse beim Berner Viererfeld für Autos und Töffs gesperrt. Die Schliessung war und ist umstritten. Ich habe den Verkehr
gezählt, die Vor- und Nachteile der Sperrung aufgeführt und auf dieser Webseite eine Umfrage gestartet. Der Leist der Engehalbinsel hat den Artikel in der Arena heftig und zum Teil
beleidigend kritisiert.
Der Hintergrund: Der Leist hat bei der Sperrung mitgewirkt und fühlt sich nun durch das Resultat desavouiert: Vier von fünf Quartierbewohnern wollen die Schliessung aufheben.
Artikel in der "Arena"
Seit Februar ist die Studerstrasse für Autos und Töffs gesperrt. Ungebremst in Fahrt ist die Diskussion, ob dies sinnvoll oder bloss Schikane ist. Beteiligen Sie sich an der Arena-Umfrage
Vermeintlich rücksichtsvoll umkurvt er eine Radlerin. Scheinbar artig weicht der Automobilist zwischen den Haltestellen Rossfeld und Äussere Enge dem 21er Bus aus. Doch dann enthüllt er seinen
wahren Charakter. Er setzt den Blinker nach rechts. Und, jawohl, er fährt in die Studerstrasse. Der Übeltäter rollt durch eine Strasse, auf der bloss Anwohner zugelassen sind und die für Autos
und Töffs gesperrt ist.
Der Bösewicht war ich. Gelegentlich missachte ich das Verbot. Doch: Ich bin längst nicht der einzige. Drei Mal kontrollierte ich zwischen 17.30 und 18.00, wer hier durchfährt. Die Ergebnisse:
Während insgesamt einer Stunde passierten 190 Auto- oder Töfffahrer die Abzweigung. 93 davon benutzten unerlaubterweise die Studerstrasse. Bloss 3 waren berechtigte Anwohner, Besucher oder
Zulieferer. Jeder zweite missachtete also das Fahrverbot.
Die Polizei überprüft das Verbot im Rahmen der üblichen Kontrollen. Wie viele Bussen sie hier schon verteilt hat, ist nicht ersichtlich. Die Sperrung ist umstritten. Sowohl Bewohner aus der
Länggasse wie auch von der Engehalbinsel kritisieren sie. Das Verbot verlängere zum Beispiel die Fahrzeiten und belaste verkehrsberuhigte Zonen. Erasmus Weddigen, Kunsthistoriker aus dem
Rossfeld, bezeichnet sie in einem Brief an die Arena als „Zumutung und Schildbürgerstreich aus Seldwyla“. Die Berner Verkehrsplaner verteidigen die bestehende Sperrung. Sie unterbinde unter
anderem den Schleichverkehr und schaffe sicherere Schulwege.
Sinnvoll oder Schikane? Per Post oder auf der Homepage peter-steiger.ch können Ja- und Neinsager vorläufig unbefristet ihre Meinung kundtun. Die Umfrage ist anonym. Wir orientierem über die
Ergebnisse auf dieser Webseite und in der nächsten Arena. Wir informieren auch die Behörden.
So begründet die Stadt Bern das bestehende Fahrverbot
- Die Sperrung unterbindet den Schleichverkehr, zum Beispiel zwischen Worblaufen und der Autobahnein- und -ausfahrt Neufeld.
- Durch die Studerstrasse rollte vorher vor allem Fremdverkehr: Vier von fünf Automobilisten benützen die Strasse um durchzufahren.
- Die Sperrung schützt die Kinder. Sie erhöht die Sicherheit. Davon profitieren nicht nur jene, die das Türmlischulhaus oder die Rossfeldanlage besuchen. Die Sperrung vermindert das Risiko auf
allen Schulwegen im Quartier.
- Durch das Verbot sind die Autos im Schnitt zwei Minuten länger unterwegs. Das ist zumutbar.
- Die Quartierkommission Länggasse Engehalbinsel, der Rossfeld-Elternrat und der Leist der Engehalbinsel begrüssen das Verbot. Vertreter und Vertreterinnen dieser Institutionen beteiligten sich
an einer Arbeitsgruppe, die verschiedene Varianten geprüft hat.
- Die Rossfeld-Bewohner zum Beispiel mit einer Vignette die Durchfahrt zu erlauben ist unmöglich. Dies wäre zu kompliziert und würde andere Anwohner benachteiligen.
- Die Abstimmenden haben den Zonenplan Viererfeld und damit die Sperrung genehmigt.
So argumentieren die Gegner des Fahrverbots
- Die Sperrung verursacht weite Umwege. Die Automobilisten befahren zum Beispiel unnötig den Kastellweg, den Lederstutz oder den Tiefenaukreisel.
- Die Regelung verwirrt
Ortsunkundige, vor allem jene, die ins Rossfeld wollen.
- Das Verbot belastet verkehrsberuhigte Zonen, die Mittel- und Brückfeldstrasse etwa.
- Von der Sperrung profitieren bloss vier Wohnhäuser.
- Viele Automobilisten missachten das Verbot. Spielende Kinder wähnen sich auf einer verkehrsfreien Strasse, die aber real gar keine ist.
- Wenn der Brückfeld-Poller hochgefahren ist, haben Besucher Mühe das Engeried-Spital zu erreichen. Bei Notfällen kann dies fatal sein.
- Durch die Sperrung der Studerstrasse soll bloss der sündhaft teure Tunnel unter dem Viererfeld besser ausgelastet werden.
- Die Viererfeld-Überbauung ist in etwa fünf Jahren fertig. Dann wird ein Poller die Studerstrasse abriegeln. Es ist unnötig, die Verbindung bereits jetzt, auf Vorschuss, zu kappen.
- Die Regelung isoliert das Rossfeldquartier und damit die Bewohner der Behindertenheime.
Die Ergebnisse der Umfrage wurden in der Dezember-Ausgabe der "Arena" nur zusammengefasst und ohne meine Stellungnahne veröffentlicht. Hier der nicht veröffentlichte Text
Die Sperrung der Studerstrasse bleibt umstritten
80 Prozent möchten die geschlossene Studerstrasse wieder öffnen. Dies ist das Ergebnis der Umfrage in der letzten Arena. Der Quartierleist kritisiert die Befragung.
Rund 160 Personen haben geantwortet, die meisten beteiligten sich an der Online-Abstimmung auf peter-steiger.ch. 15 haben schriftlich ihre Meinung bekundet. Leider haben beide Seiten, die Ja- und
die Neinsager, versucht mit Mehrfachklicks zu manipulieren. Der Filter hat wohl nicht alle Schwindeleien erfasst. Doch bestätigen die vermutlich nicht getürkten schriftlichen Antworten die
generelle Aussage: Vier von fünf lehnen die Sperrung der Studerstrasse für Autos und Töffs ab.
Die Meinungsumfrage wurde von mir, Peter Steiger, realisiert. Der Vorstand des Leists der Engehalbinsel kritisiert die Befragung heftig. In seinen Mitteilungen begründet er seine Argumente. Eine
weitere Stellungnahme hat Co-Präsident Mani Grau geschrieben.
Mir als Verfasser ist wichtig
- Ein Stück weit begreife ich die Reaktion des Leists. Da erarbeiten engagierte Leute zum vermeintlichen oder wirklichen Wohl des Quartiers eine neue Regelung. Und da will das Quartier dies
nicht. Das frustriert. Aber in der grossen und kleinen Politik ist das halt so.
- Ich habe die Pro- und Kontra-Argumente zeilengenau ausgewogen erfasst. Die städtische Verkehrsplanung hat den Text autorisiert.
- Ich habe erwähnt, dass der Leist die Sperrung befürwortet, dass er dabei mitgearbeitet hat und dass für ihn ein sicherer Schulweg mitentscheidend war.
- Die Betroffenen einer Sperrung interessieren sich vor allem für die Auswirkungen - und nicht dafür, wie dieses Verbot entstanden ist.
- Die Schliessung beschäftigt die Bewohner – ein lebendiges Quartierblatt soll das aufgreifen.
- „Köpft den Boten, wenn er schlechte Nachrichten überbringt.“ Unser Konflikt erinnert an den hässlichen alten Brauch. Die schlechte Nachricht: Das Quartier will die Sperrung nicht.