Quartierzeitschrift "Arena", Juni 2019

 

Der 21er und die Sensationen des Alltags

 

Die Reitschule, der steilste Stutz, der letzte kurze Bus: Die Bernmobil-Linie durch unser Quartier zeigt die Aufreger des Alltags.

 

Die Rhätische Bahn hat die Bernina-Strecke, die Montreux-Oberland-Bahn den Glacier-Express. Und Bern hat als Erlebnis-Tour den 21er Bus. Die Attraktionen: Erstens hat die Bernmobil-Linie vom Bahnhof nach Bremgarten den steilsten Stutz, vom Rossfeld hinunter in die Felsenau, 9,43 Promille. Nur hinauf auf die Rüti in Ostermundigen hat es der 10er noch ein bisschen strenger. Zweitens umkurvt der 21er die Reitschule. Samstagnacht kann das ein Adventure-Trip mit Adrenalin-Garantie sein. Die Bierhübeli-Kreuzung ist drittens so knifflig, dass sie zum Programm der Fahrprüfungs-Experten gehört.

 

Und schliesslich verkehrt hier viertens noch ein Standard-Bus. Überall sonst auf den Bernmobil-Hauptlinien sind Gelenkfahrzeuge unterwegs. Der letzte Einfachbus freut Nostalgiker und ärgert zu den Stosszeiten die Passagiere. Das 12-Meter-lange Gefährt ist dann gelegentlich bis auf den letzten Stehplatz besetzt. In anderthalb Jahren können Dichtestress-Geplagte durchatmen. Ab Fahrplanwechsel 2021 bekommt die 21er-Linie Gelenkfahrzeuge.

 

Auf also über Berg und Tal vorbei am Streitschulplatz ins friedliche Bremgarten. Am Lenkrad sitzt an diesem Vormittag Chauffeur Dragan Josipovic, mit dabei ist Bernmobil-Sprecher Rolf Meyer. „Es ist eine anspruchsvolle Strecke“, sagt Josipovic, 62, seit 8 Jahren Bernmobil-Chauffeur und -Tramführer. „Betrunkene, Randalierer, Junkies auf der Strasse, da muss man ruhig und defensiv bleiben“, präzezembeyr 2012dass sie zum Standa auf der Strasse, da muss man ruhig und defensiv bleiben"wegs. Dezembeyr 2012dass sie zum Standaisiert er als wir an der Reitschule vorbeikurven. Rolf Meyer erinnert an eine besonders dramatische Szene: „Vor vier Jahren haben Chaoten einen 21er samt Passagieren gestoppt und besprayt.“

 

Der Anarcho-Attitude bei der Schütz folgt nach dem Bierhübeli und der japanischen Botschaft, der unverbaute Abschnitt entlang des Viererfelds. Bern-Skeptiker (Neidhammel?) charakterisieren das Wesen unserer Stadt anhand der Haltestellen am Anfang und Ende der Allee: Innere Enge, Äussere Enge. Dragan Josipovics Bewertung: “Vor allem, wenns hier blüht, ist es wunderschön.“

 

Beim nächsten Stopp, im Rossfeld, haben sich die letzten Jahre Haltestellen-Konstrukteure und Vandalen ein Kopf-an-Kopf-Rennen  geliefert. Glaswänden folgten Metallverschalungen. Zurzeit haben die Metallbauer mit spraysicheren Eisenstangen die Nase vorn.

 

Kopf und Kragen riskieren manche Speed-Velofahrer, wenn sie sich von der Äusseren Enge die Reichenbachstrasse hinunterstürzen. „Bei der Rossfeld-Haltestelle müssen wir doppelt vorsichtig sein, um Kollisionen zu vermeiden“, warnt Josipovic.

 

Die rasenden Radler stürzen anschliessend den Lederstutz hinunter. Der Bus stürzt hinterher – nein, um  Himmels Willen, Bernmobil-Piloten und -Pilotinnen sind Vorbilder für beherrschtes Fahren. „Im Winter ist dieser Abschnitt schon mal heikel,“ räumt Josipovic ein. Doch: „Die Räumungsequipen arbeiten zuverlässig.“ Bei der Felsenaubrücke verlässt der Bus Stadtberner Territorium und kurvt nach Bremgarten hinauf.

 

Beinahe hätten wirs vergessen: Fast am Schluss ermöglicht der 21er eine weitere Sensation des Alltags. Beim Altersheim in Bremgarten sagen sich beim kleinen Privatzoo von Jan und Ruth Pelgrim Hängebauchschweine und Hasen Grüessech. Die Linie hat als einzige Bernmobil-Strecke einen unmittelbaren Tierpark-Anstoss.

 

Kasten

 

Nach dem Fahrplanwechsel 2021 werden Dragan Josipovic und seine Kolleginnen und Kollegen Gelenkbusse nach Bremgarten steuern. Die grösseren Fahrzeuge verlangen bauliche Anpassungen. So erfordert die Gewichtsbeschränkung der Felsenaubrücke, dass die Lichtsignalanlage neu justiert werden muss. Die Ampeln sollen Gegenverkehr verhindern, wenn ein schwerer 21er über die Brücke fährt. Weiter wird die Endhaltestelle in Bremgarten vergrössert, so dass dort gleichzeitig zwei Gelenkfahrzeuge warten können.

 

Der Bus verkehrt seit 1935 nach Bremgarten. Seit 1980 fährt er bis Stuckishaus. Nun ist eine weitere Ergänzung geplant. Die Stadt Bern plant das Viererfeld durch den 21er zu erschliessen. Ob und wie die neuen Wohnüberbauungen im Rossfeld in den ÖV integriert werden ist noch offen.