Berner Zeitung, 11.9.2013
Doch, auch Alte finden bezahlte Arbeit
Zurzeit (und noch lange) beschäftigen sich die Medien mit Stellenlosen, die älter als 60 sind. Sie würden kaum mehr Arbeit finden, heisst es. Im vorherigen Beruf wieder Fuss zu fassen, ist
tatsächlich schwierig. Irgendeinen Job zu finden, ist aber möglich. Vor allem, wenn man bereit ist, zu stückeln. Ich hab es versucht. Mitte Juli habe ich an dieser Stelle über meine Bemühungen
berichtet, als Rentner bezahlte Arbeit zu finden.
Ich meldete mich bei Jobportalen und mailte Firmen, die Leute suchten, mein Dossier. Ich beschrieb mich als Mann ohne besondere Qualifikationen und bewarb mich für einfache Gartenarbeiten, Kurierdienste oder Reinigungen. Ich bekam zwei Offerten: als Zeitungsverträger und als Mitarbeiter einer Bewachungsfirma. Ich hatte mehr erhofft und vermutete, dass man mich als Senior diskriminiert hatte. Das war falsch.
Denn ich habe bloss zu wenig lang gewartet. Unterdessen habe ich weitere Angebote erhalten: So soll ich für einen Privathaushalt einmal pro Woche zwei Stunden lang Rasen mähen, Sträucher schneiden oder Unkraut jäten. Ähnliche Aufgaben offeriert mir ein Altersheim. Einen halben Tag pro Woche will man mich in Garten und Haus beschäftigen.
Eine kleine Baufirma möchte, dass ich ihre Maschinen reinige. Überdies soll ich im Lager für Ordnung sorgen. Aufwand nach Absprache heisst es. Zusammengezählt: Wenn ich Zeitungen vertrage, wöchentlich einen Tag bei der Bewachungsfirma meinen Mann stelle, an zwei Orten gärtnere und beim Bauunternehmen aushelfe, komme ich auf ein 80- bis 90-Prozent-Pensum. Meine Arbeitgeber zahlen einen Stundenlohn zwischen 22 und 28 Franken.
Damit verdiene ich ungefähr 3500 Franken. Das ist nicht viel. Und es ist Arbeit auf Abruf. Und bietet keine Sicherheit. Und erfordert eine gute Gesundheit. Stimmt: Beim Jobmixen gibt es viele Aber. Und ein Doch: Doch, auch Alte finden bezahlte Arbeit. Allerdings bin ich froh, dass ich den Stellenmarkt nur getestet habe und diese Angebote nicht annehmen muss.