seniorweb.ch, 8. August 2020


„Chum Bueb und lueg dä Abfall a“

Jetzt sind die grossen Sommerferien zu Ende. Ferien trotz allem. Ferien in der Schweiz. In den nächsten Wochen geht es darum, das Erlebte kommunikativ auszuwerten. Früher: Wer schwang obenaus mit Urlaubsreminiszenzen? Der Mann, der vom unvergleichlichen Sonnenuntergang auf der Route 66 berichtete? Die Frau, die vom Schnorcheln auf Kreta schwärmte? Die Familie, die den Strand von Jesolo pries? Dreimal nein.

Bewunderung erntete, wer eine Magenverstimmung in Antalya beklagte. Übertrumpft wurde er vom Pärchen, das anderthalb Tage im Flughafen von Mumbai festsass. Die Krone gebührte jedoch jenem, der auf eine Verhaftung in Nowosibirsk verweisen konnte.

Ich will jetzt etwas Persönliches einfügen. Erstens, weil es zum Thema gehört, und zweitens, weil sonst der Text zu kurz ist. Es war in den Siebzigern. Wir badeten im Meer bei Sète in Südfrankreich. Ein Dieb stahl all unser Geld aus dem offenen Döschwo. Wir mussten nach Marseille zum Konsulat fahren. Wir hatten zu wenig Benzin. Wir stritten. Wir hatten Angst. Heute, nach einem halben Jahrhundert, ist dies immer noch ein überaus eindrückliches Ferienerlebnis.

Wir lernen daraus: Erfolg hat man in Gesellschaft nicht mit dem wunderbaren Sandstrand von Korfu, mit den verblüffenden Geysiren auf Island oder mit den einmaligen Gourmetgenüssen in Carcassone. Sondern mit Kakerlaken, Koliken, rüpelhaften Kellnern. Und fiesen Dieben.

Und jetzt? Nach dem Corona-Sommer mit Ferien in der Schweiz? Betretenes Schweigen am nachbarschaftlichen Grillfest wieder zuhause in Wikartswil? Nein. Denn auch die verflossenen Wochen haben verwertbare Höhepunkte aufzuweisen. Herr S. aus M. berichtet, dass er am Klöntalersee anderthalb Stunden lang einen Parkplatz suchte. Frau E. aus W. bodigt ihn mit der vermatschten Pizza in Ascona, die 33 Franken kostete. Party-Terminator wird Herr P. aus L.: „Ich musste fürs Wildcampen auf der Engstlenalp 300 Franken Busse bezahlen