Psst - einkaufen ohne Gedudel und Gepiepse

 

Der Advent naht. Und damit für viele die Zeit, Geschenke zu kaufen. Schön oder nicht so schön. Aber warum belästigen uns die Geschäfte ununterbrochen mit Industriemusik und nervenden Durchsagen?

Immerhin: Es gibt Ruhepausen. In einem Dutzend Filialen des Lebensmittelhändlers Spar in den Kantonen Zürich und Aargau ist jeweils am Dienstagnachmittag und am Donnerstagabend «Stille Stunde». Mit gedimmtem Licht, ohne Dudelmusik und ohne Lautsprecherdurchsagen. Dies soll Autistinnen und Autisten den Einkauf erleichtern. Die Massnahmen verringern den Stress, auf den Menschen mit dieser Diagnose besonders heftig reagieren.

 

 

So informiert der Lebensmittelhändler Spar über seine ruhigen Einkaufsmöglichkeiten.

 

Seniorweb will keine Werbung in den redaktionellen Beiträgen. Für einmal verletze ich diese Bestimmung und lobe Spar fürs stressfreie Einkaufen. Wir sind ja nicht blauäugig. Der deutsche Lebensmittelhändler schaltet die Lautsprecher nicht nur ab, weil er den autistischen Menschen helfen will. Es ist auch Public Relations – allemal aber sympathischer als das übliche PR-Geschwurbel. Ausserdem können nicht nur Autisten, sondern alle Kunden von den «Stillen Stunden» profitieren.

 

Nichts zu meckern also? Doch. Nämlich: Warum dürfen nicht alle jederzeit, in allen Filialen, bei allen Händlern Gemüse, Tilsiter und Wienerli ohne Geräuschteppich einkaufen? Okay, ich gebe zu, dass es aus Sicht der Händler sinnvoll ist, die Einkaufsräume zu beschallen. Die Musik soll den Umsatz steigern.

 

Gemäss dieser Grafik tut sie das auch.

 

 Rund 80 Prozent wollen im Laden Musik hören. Der Autor bezweifelt dies.

 

Allerdings: „Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe“, soll Winston Churchill gewitzelt haben. Ob ers wirklich gesagt hat, ist unbewiesen. Traue deshalb keinem Zitat, das du nicht selbst gesagt hast, wäre zu ergänzen. Aber ich schweife ab. Grafiken sind Glaubenssache. Vor allem bei dieser Darstellung: Die Studie hat eine Firma in Auftrag gegeben, die Musikprogramme zusammenstellt und an Shopping-Center verkauft.

Wollen wirklich rund 80 Prozent der Kundschaft Industriemusik hören? Ich glaubs nicht. Vermutlich hat die deutsche Firma MusicBiz bei dieser Rechnung nur jene berücksichtigt, die tatsächlich Töne hören wollen. Die Musikliebhaber galten als 100 Prozent. Dann hat MusicBiz bei diesen Leuten nach den Präferenzen gefragt. Das Unternehmen hat auf meine Anfrage nicht reagiert.

 

Bilder zvg,