seniorweb.ch, 10. April 2022


Wenn Herr Althaus, 68, eine Spitalzusatzversicherung abschliesst, muss er monatlich 100 Franken mehr bezahlen als Herr Junghans. Althaus ist 23 Jahre älter als Junghans.

 

 Über Altersrabatte hat Seniorweb schon mehrfach berichtet. Doch es gibt auch das Gegenteil: Alterszuschläge. Zuerst ein bisschen Theorie: Versicherer müssen mehreren Prinzipien gerecht werden. Erstens: Solidarität. Viele Versicherte zahlen einen kleinen Betrag, um jenen mit einer grösseren Summe zu helfen, die unverschuldet in Not geraten sind, nach einem Brand etwa.

 

 Zweitens: Risiko-Gerechtigkeit. Wer zu einer Gruppe gehört, die mehr Schäden verursacht, bezahlt höhere Prämien, zum Beispiel Risikosportler oder junge männliche Autofahrer. Dabei bestehen allerdings Schranken: Manche Gruppen tragen hohe Risiken ohne dafür verantwortlich zu sein. Bei Behinderten etwa übernimmt das gesamte Kollektiv oder der Staat die zusätzlichen Kosten.

 

Reichlich kompliziert also. Um übersichtlich zu bleiben, beschränken wir uns auf das, was uns Seniorinnen und Senioren angeht. Wir vergleichen Herrn Junghans, 45 Jahre, mit Herrn Althaus, 68. Abgesehen vom Altersunterschied haben die beiden die gleichen Voraussetzungen.

 

 Wer älter ist, muss mit grösseren Noten bezahlen.

 

Autoversicherungen

Wir beginnen mit den Autoversicherungen. Die beiden besitzen einen Mittelklassewagen, der vor sechs Jahren 42’000 Franken gekostet hat. Althaus bezahlt jährlich im Durchschnitt 100 Franken mehr Prämien als Junghans. Die Details: jährlich 10’000 Kilometer, Privatgebrauch, seit 5 Jahren weder Unfälle noch Bussen, Prüfung als 20-Jährige. Nur die vorgeschriebenen Leistungen. Günstigste Versicherer für beide Alterskategorien sind Simpego und Postfinance.

 

Krankenkassen

Die Krankenkassen verrechnen bei den obligatorischen Grundversicherungen keinen Senioren-Malus. Sie unterscheiden bloss zwei Alterskategorien: jünger oder älter als 25 Jahre. Anders bei der Zusatzversicherung. Der Seniorinnen- und Seniorenzuschlag schenkt allerdings nur bei der Spitalzusatzversicherung ein, hier aber kräftig. Unsere beiden Mustermänner wollen halbprivat untergebracht werden. Sie übernehmen eine Franchise von jährlich 3000 Franken. Junghans überweist im Schnitt monatlich 78 Franken. Althaus muss satte 100 Franken mehr bezahlen.

 

Anzumerken ist, dass die Krankenkassen, meist abwinken, wenn Senioren oder Seniorinnen neu Zusatzversicherungen abschliessen wollen. Bei der Grundversicherung sind die Kassen gesetzlich verpflichtet alle Bewerber anzunehmen. Immer wieder hört man, dass die Kassen Leute mit hohem Risiko durch administrative Hürden abschrecken.

 

Auto mieten

Wer ein Auto mieten will, muss mindestens 18 sein. Unter 25-Jährige haben Zuschläge zu entrichten. Bei Seniorinnen und Senioren kennen die meisten Vermietungen in der Schweiz kein Höchstalter. Allerdings kann die Fahrzeugkategorie eine Rolle spielen. Ü80, die mit einem Ferrari Testarossa ihre Kinder und Enkel beeindrucken wollen, können bei Hertz, Avis und Co. abblitzen. Im Ausland gelten in einigen Staaten Altersgrenzen zwischen 70 und 80 Jahren.

 

Konsumkredite

Der Ausdruck Kleinkredite hat ein schlechtes Image. Die Anbieter benutzen darum den Begriff Konsumkredit. Das Gesetz bestimmt, dass der Schuldner ein privates Darlehen bis zum 70. Geburtstag zurückzuzahlen hat. Die meisten Banken oder Vermittler gewähren deshalb Kredite nur bis 65, manchmal bis 68. Ältere Rentnerinnen und Rentner sind damit ausgeschlossen. Die Beschränkungen gelten auch für Leasing- und Abzahlungsverträge. Wer mit Ü70 sein Auto ersetzen will, muss also genügend Geld haben.

 

Um diese Schranken zu umgehen, gibt es Tricks. Es sind problematische Schlaumeiereien. Wenn der Partner, die Partnerin, jünger ist, kann der Kredit über sie oder ihn laufen. Einen ähnlichen Purzelbaum schlägt, wer seine Kinder oder Verwandte als Gläubiger einsetzt. Schliesslich ist es auch möglich, die Kreditkarte als Vehikel für ein Darlehen zu nutzen.

 

Seniorweb moralisiert nicht. Doch: Konsumkredite sind für Ältere besonders problematisch. Die hier erwähnten Umgehungen vergrössern die Gefahr. Viele Gläubiger verwenden das Darlehen, um Steuerschulden abzutragen. Statt Geld aufzunehmen ist es meist schlauer, bei den Steuerämtern vorzusprechen. Entgegen den gängigen Behördenwitzen arbeiten hier leibhaftige Menschen. Wie könnte es anders sein: Die Kulanz ist von Kanton zu Kanton verschieden.

 

 Seniorweb hat für die Berechnungen den Vergleichsdienst comparis.ch benützt.

 

Bilder: Pixabay, Freepik, Bearbeitung pst

 

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