Berner Zeitung, 13.7.2011

Aus Steiger
Auf dem Chindsch-Täschli steht ja auch nicht «Ruhe sanft»

Peter Steiger war Redaktor dieser Zeitung und beschreibt alle zwei Wochen seine Erlebnisse als Rentner.

Es steht Tango und Salsa drauf. Nein, es sind keine Einladungen für Tanzkurse. Bestellen kann man Olympos S und Olympos M sowie Polo Plus. Nein, man kriegt keine Sportgeräte. Sie nennen sich Gazelle und Antilope. Nein, so wirbt kein Reiseveranstalter für Safaris.

Es sind Namen von Rollatoren, diesen Gehwagen, mit denen vor allem ältere Menschen unterwegs sind. Die weisshaarige Dame also, die jetzt im Hochsommer mit ihrem Regenmantel am Trottoirrand steht, will mit einer Antilope auf die andere Strassenseite. Der Herr mit der halbseitigen Infarktlähmung stützt sich auf einen Olympos M.

Wie kommen Firmen bloss auf solch bizarre Bezeichnungen? Chindergärteler gehen ja auch nicht mit einem Znünitäschli in den Chindsch, auf dem «Ruhe sanft» draufsteht. Kinder, Buben, möchten Autos auf dem Täschli. Das bringt grüne Eltern in Gewissensnot. Dabei wären andere Fragen weit drängender. Vor zwei Wochen habe ich in dieser Kolumne festgestellt, dass wirklich bewusste Eltern ihre Kinder Ende Monat zeugen und empfangen. So profitieren ihre Sprösslinge 65 Jahre und neun Monate später am meisten davon, dass es im letzten Erwerbsmonat sowohl Lohn wie auch AHV gibt. Nun haben den Kolumnisten zwei Zuschriften erreicht, die zeigen, dass es nicht so einfach ist, wie er sich das vorgestellt hat.

Eine gewiefte Krankenkassenrechnerin empfiehlt, Anfang Monat zu gebären - weil die Prämien fürs Baby für einen ganzen Monat fällig werden, auch wenn das Neugeborene erst am 31. zum ersten Mal schreit. Ebenso wertvoll ist der Hinweis einer Frau, die den Schwangeren rät, ihr Kind Ende Jahr zur Welt zu bringen. Die Pflicht, AHV-Beiträge zu bezahlen, beginnt und umfasst das ganze Jahr, in dem man 18 wird. Am Silvester Geborene sparen fette zwölf Monate.

Die Frage nach dem vorsorgetechnisch günstigsten Zeugungstermin ist damit geklärt: neun Monate vor Silvester in Relation gesetzt mit dem Krankenkassenvorteil (Ende Monat) und dem Doppeleinkommen beim Rentenstart (Anfang Monat). Frauen, Männer, vormerken. Der Kolumnist hat nachgerechnet: Der nächste Termin ist der 21. März 2012, 6.14 Uhr. Natur und das Schweizer Vorsorgewesen arbeiten Hand in Hand: Es ist der Frühlingsanfang.