Berner Zeitung, 23. Januar 2017

Glitschige Strassen

Da habe ich es versäumt, eine Flanke in ein Tor zu verwandeln. In der vorherigen Kolumne stellte ich fest, wie gefährlich es ist, Strassen, Häuser, Berge nach Promis zu benennen. Tückisch ist dies, weil man nicht sicher ist, ob die Geehrten nicht doch Dreck am Stecken haben, oder weil sich niemand mehr an sie erinnert. Verpasst habe ich, dass Visp ein Sepp-Blatter-Schulhaus hat und dass es in Ulrichen einen Sepp-Blatter-Fussballplatz gibt, auf dem bis 2015 das Sepp-Blatter-Turnier stattfand.


Tschäppät-Boulevard. Kann Fiktion die Realität in der Walliser Version noch einholen? Vielleicht in Quengelbach. Die Stadt am Unterlauf der Quengel erreichen wir über den Simon-Ammann-Flugplatz. Dem Skiflugass gelang es im Laufe seiner Karriere, seinen Landeanflug immer mehr zu verkürzen. Auf der Busfahrt vom Terminal in die Stadt benützen wir den Tschäppät-Boulevard. Früher hiess die Verbindung simpel Flurstrasse. Der neue Name drängte sich auf, weil alle Medien den scheidenden Stadtpräsidenten in den Himmel lobten: «Er hat das Licht hierhergebracht und jeden Tag die Sonne über unserer Stadt aufgehen lassen.»


Martin-Luther-Moschee. In der Stadt fällt uns die Nora-Illi-Universität auf, so genannt nach der Islam-Konvertitin und Burka-Frauenrechtlerin. Gleich daneben liegt die Martin-Luther-Moschee. Manche vermuten allerdings, dass lediglich die Tafeln vertauscht wurden. Der Hochschule angegliedert ist das Johann-Schneider-Ammann-Institut für angewandte Rhetorik. Nur seven steps entfernt befindet sich die Martullo-Blocher-Sprachschule.


Pedro-Lenz-Brunnen. Ein Schmuckstück ist der Palazzo Carlos. Er enthält unter anderem einen Boxkeller und ein Fitnessstudio und erinnert an jenen jungen Kleinkriminellen, der das Sondersetting erfand. Gehen wir weiter die Hauptstrasse entlang, erkennen wir links den Pedro-Lenz-Brunnen. Die Stadtoberen dachten dabei an den Schriftsteller, bei dem zu jedem Thema was raussprudelt.


Sepp-Blatter-Fussballplatz. Nicht weit davon entfernt liegt die Usain-Bolt-Apotheke. Der Besitzer nimmt mit diesem Namen vorweg, dass Bolt über kurz oder lang in einer Dopingkontrolle hängen bleibt und damit seine Verdienste für die Pharmaindustrie offenbar werden. Der Sport ist den Quengelbachern wichtig. Das zeigt sich auch beim Sepp-Blatter-Fussballplatz... Falsch, das hatten wir ja schon. Die Realität übertrifft halt doch die Fiktion.