Berner Zeitung, 21. August 2017

Gegrüsst, süsser Herbst, hallo lieber Tschopen


Bald ist Herbst. Zum Glück. Dies nicht nur, weil nun der Zwang wegfällt, an jedem einigermassen warmen Tag in die Aare zu springen oder sich im Weyerli über Burkini-Mädchen zu wundern. Sondern, weil man, Mann, nun endlich wieder was Tragfähiges anziehen kann. Nämlich Jacken mit Taschen.


Es ist ein Problem, werte Damen, das nur Männer beschäftigt und diese ausschliesslich an warmen Sommertagen, dann nämlich, wenn Jacken und Vestons zu Schwitzkästen werden, man deshalb darauf verzichtet und den Alltagskram in den Hosen verstauen muss. Frauen haben auch bei grösster Sommerhitze Taschen dabei. Männer müssen Portemonnaie, Handy, Hausund Autoschlüssel, Brille und Sonnenbrille in den Hosen versorgen. Tun sie dies hinten, kommt das wie ein misslungener Po-Push-up daher. Deponieren sie den Krempel vorne, sieht die Beule aus wie ein anatomisch wunderlich platzierter... aber lassen wir das, sondern fassen zusammen: Frauen haben Taschen, Männer haben Ausbuchtungen.


Kommen wir zur Alternative. Die da wären erstens die Büezerhose. Sie hat so viele Taschen, dass auch ausgewiesene Schreiner/Maurer/Stromer noch nicht alle entdeckt haben. Aber Hand aufs Herz, meine Damen: Würden Sie mit so einem Hosenträger in den Ausgang gehen? Zweitens gab es vor Jahrzehnten mal den Versuch, Herrenhandtaschen an den Mann zu bringen. Obwohl einige (Herren und Handtaschen) überlebt haben, ist das Vorhaben gescheitert. Zu Recht. Herrenhandtaschen haben den Peinlichkeitswert von offenen Hosenladen.


Schliesslich gibt es drittens Umhängetaschen, zum Beispiel die aus den Lastwagenblachen für den schon etwas angegrauten Hipster. Die voluminösen Dinger sind gut, wenn man wieder mal Brennholz oder Backsteine dabei hat, aber für den Alltagsgebrauch viel zu gross.
Darum ein herzlicher Willkommensgruss an den Veston. Der verbindlichste Dank geht an den Mann (eine Frau wird es wohl kaum gewesen sein), der die Jackentaschen links und rechts, unten und oben, innen und aussen erfunden hat. Und mit einem fröhlichen Hallo begrüssen wir den vergessenen Zweifränkler und den Einkaufszettel in den dunklen Tiefen des Tschopens. Hörnli mit Ghacktem gab es damals.