Berner Zeitung, 3.12.2014


Wie kann man unsterblich werden?


Wenn man alt ist, möchte man gerne nach seinem Tod in Erinnerung bleiben und ein bisschen unsterblich sein. Geld und Gut zu hinterlassen, ist eine allseits beliebte Form, dies zu versuchen. Aber wirklich nachhaltig ist es nicht. Mit dem Geld schwindet auch das Andenken an den Erbonkel.


Kinder hinterlassen. Mit Kindern kann man wenigstens seine Gene weitergeben. Sich mittels seiner Erbmasse zu verewigen, ist allerdings teuer. Statistiker haben errechnet, dass die Aufzucht eines Kindes in der Schweiz monatlich 700 bis 1000 Franken kostet. Bis zur Volljährigkeit sind es 180000 Franken. Das können sich nur wenige leisten. Ausserdem muss man bedenken, in welcher Form man überliefert wird. An der Familienfeier 2050 bin ich der seltsame Ururgrossvater, der es mal geschafft hat, auf dem windstillen Thunersee sein Segelboot kentern zu lassen.


Daran glauben. Das eigentliche Premiumangebot, die unsterbliche Seele, versprechen die Religionen. Das Risiko ist allerdings beträchtlich. Zum einen, weil je nach Glaubensrichtung auch eine Höllenvariante droht. Zum anderen, weil bei diesem metaphysischen Verheissungen die Unsicherheit ganz generell gross ist.


Berühmt werden. Bleibt die Möglichkeit, berühmt zu werden. In die Geschichte einzugehen, schafft jedoch Imageprobleme. Die Spitzenplätze von Hitler und Stalin zeigen, dass man sich in schlechte Gesellschaft begibt. Kommt dazu, dass die Konkurrenz gross ist. Zurzeit leben auf der Erde 7,2 Milliarden Menschen. Wikipedia hat zwar die Zahl jener vergrössert, die in den Nachschlagewerken vorkommen. Aber die meisten verschwinden wieder in der digitalen Unendlichkeit. Angenommen, 30 000 Menschen bleiben nachhaltig in Erinnerung, stehen die Chancen, zu dieser Riege zu gehören, bei 1 zu 240 000.


Mit dem Handtäschli. Das US-Nachrichtenmagazin «Time» stellt regelmässig Listen der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten zusammen. Weil dies seit 1999 jährlich geschieht, kommen manche mehrfach vor. Es sind die üblichen Verdächtigen: Barack Obama, Angela Merkel, Steve Jobs etwa. Im vergangenen Vierteljahrhundert am häufigsten dabei war Ophra Winfrey. Sie schaffte die Hunderterliste zehnmal. Aber wer will denn schon als Handtäschli-Frau in die Ewigkeit eingehen?