Berner Zeitung, 15.12.2014


Alterswohnungen sind teurer als Tierpensionen


Wohnungen für Betagte sind teuer. Ein Seniorenpaar muss für eine Zweizimmerwohnung dem Vermieter 3500 Franken überweisen. Das ist der Durchschnitt für die zurzeit in der Region Bern angebotenen Alterswohnungen. Inbegriffen ist wenig: eine Notrufanlage und die meist wöchentliche Reinigung. Nicht eingeschlossen sind Essen und Pflege. Das ist viel Geld. Das können sich die meisten nicht leisten.


Nur ruhig. Was auf den ersten Blick ärgerlich erscheint, ist eigentlich günstig. Dann nämlich, wenn wir das Los der Pensionierten mit jenem der Pensionspferde vergleichen. Ich weiss, Pensionspferde sind nicht pensionierte Pferde. Aber wie viele Rentner haben auch sie nichts Gescheites zu tun.


Wer ein Pensionspferd bei einem Landwirt einstellt, bezahlt 1462 Franken im Monat. Dies empfiehlt der Schweizer Bauernverband. Ein Pärchen, Hengst und Stute, kostet damit nicht ganz 3000 Franken. Inbegriffen ist manches, wovon Mieter von Alterswohnungen nur träumen können: 6,5 Kilo Heu im Tag, 9 Kilo Stroh und 3,5 Kilo Hafer.


Nun ist die Pferdebox nicht jedermanns Sache. Zumal ein Stall mit Auslauf (entspricht einem Balkon) weitere 200 Franken kosten würde. Es lockt als weitere Vergleichsmöglichkeit die Hundepension. Grosse Hunde, und zu dieser Kategorie dürfen wir uns ruhig zählen, grosse Hunde kosten im Schnitt 50 Franken im Tag. Für ein Weibchen und seinen Rüden sind es monatlich 3000 Franken. Für diesen Betrag erhalten sie Futter. Und für uns Ältere besonders wertvoll: Es gibt einen Gesundheitstest.


In der Schweiz sei ein Viertel der Pensionierten von Armut bedroht, schreibt das Bundesamt für Statistik. Gemäss diesen Zahlen sind all jene gefährdet, die weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens verdienen. Solche Einstufungen sind gefährlich. Weil es nach dieser Rechnung auch in einem Land, in dem nur Reiche wohnen, immer Arme gibt.

 

Bei uns gibt es beides: Arme wie Reiche. Ein Paar, das mit AHV und Ergänzungsleistungen auskommen muss, erhält das Existenzminimum, durchschnittlich 4300 Franken. Zieht man davon Steuern und Krankenkassenprämien ab, bleiben rund 3000 Franken. Davon kann man sich nicht viel leisten. Ganz sicher keine Alterswohnung. Ganz knapp reicht es für die Tierpension.