Rollatoren und Rollstühle aus zweiter Hand sind viel günstiger. Allerdings lauern auch höhere Risiken. Mit unseren Bespielen weisen wir auf Gefahren hin. Trotz dieser Warnungen: Gute Occasionen sind in aller Regel problemlose Käufe.
Online-Portale vermitteln günstige Rollatoren und Rollstühle aus zweiter Hand. Gängig sind sowohl Fixpreise wie Auktionen. Seniorweb hat die Fixpreise auf Tutti untersucht. Weitere Schweizer Portale mit ähnlichen Angeboten sind Ricardo, Anibis und Ebay.
Unsichtbare Mängel. Private Occasionen sind oft sehr günstig. Der Käufer, die Käuferin, geht aber ein höheres Risiko ein. Wir beschreiben als Einstieg einen solchen Handel. Er hat sich wirklich so zugetragen. Die Käuferin erwarb über ein Online-Portal einen Rollstuhl mit einem elektrischen Zusatzantrieb. Mit elektronisch gesteuerten Elektromotoren können Fachleute fast alle handelsüblichen Rollstühle zu E-Rollstühlen aufwerten. Die Zusatzausrüstung kostet neu rund 6000 Franken, der Hightech-Rollstuhl war neu rund 3000 Franken wert. Gefährt und E-Ergänzung hatten damit einen Neuwert von etwa 9000 Franken. In unserem Fall bot die Verkäuferin die rund dreijährige Kombination für 2000 Franken an, ein Schnäppchen also.
Pannenparcours. Der vermeintlich günstige Handel erwies sich allerdings als Pannen-Parcours. Schon bald reagierte die E-Steuerung
nicht mehr wie sie sollte. Während langer Zeit war über einen winzigen Spalt Wasser eingedrungen und hatte die Verbindungen oxydieren lassen. Das
neue E-Teil kostete 600 Franken. Wenig später gab der Lithium-Akku auf, und weitere 800 Franken wurden fällig. Alles zusammen kostete das Gefährt
also 3400 Franken. Immer noch günstig, aber eben kein Schnäppchen mehr. Gekauft wie gesehen, lautet der Grundsatz bei Occasionen. Wenn der
Verkäufer Mängel verheimlicht, gilt dieser Grundsatz allerdings nicht mehr, und der Verkäufer muss (theoretisch) einen Teil des Kaufpreises
zurückerstatten. War der Haarriss bei der Steuerung für den
Verkäufer erkennbar? Kann man vom Verkäufer erwarten, dass er den Zustand des Akkus kennt? Oder hätte sich die Käuferin selbst darum kümmern
müssen? Ein umstrittener Fall also.
Komplizierte Technik erhöht das Risiko. Das Beispiel zeigt, dass man sich bei Occasionskäufen von technisch komplizierter Ware doppelt oder dreifach vergewissern muss. Wenns klappt, lohnt sich allerdings der Gebrauchte. Neuwertige Occasionen sind für die Hälfte oder gar einen Drittel des Neupreises zu haben.
Rollstühle. Seniorweb hat die Preise von je zehn Rollatoren und Handrollstühlen verglichen, die auf dem Portal Tutti ausgeschrieben waren. Am teuersten war ein Rollstuhl, der neu 1980 Franken kostete und nun für 1200 Franken zu haben war, Ersparnis 39 Prozent. Der günstigste hatte einen Listenpreis von 400 Franken, Occasionspreis 150 Franken, 62 Prozent Rabatt. Die aus zehn Angeboten ermittelte Durchschnittsermässigung für Handrollstühle lag bei 51 Prozent. Bemerkenswert ist, dass vor allem teure Modelle bei Tutti zu haben waren. Billigere Produkte anzubieten, lohnt sich offenbar nicht.
Rollatoren. Die grösste Ersparnis bei den Rollatoren erzielten potenzielle Käufer beim teuersten Modell. Originalpreis 710 Franken, Tutti-Preis 215 Franken, 67 Prozent Reduktion. Im Mittel waren die zehn kaum gebrauchten oder neuwertigen Rollatoren 45 Prozent günstiger als die Neuware.
Veraltetes Modell. Vermutlich waren alle von Seniorweb untersuchten Occasionen ohne verheimlichte Mängel. Trotzdem können auch bei seriösen Angeboten böse Überraschungen die Freude verderben. Geschehen kann dies, wenn zum Bespiel weder Verkäufer noch Käufer wissen, dass das Gefährt veraltet ist und kaum noch Ersatzteile zu haben sind. Auf Tutti entdeckt: ein Rollstuhl mit Zusatzantrieb Marke Alber e-fix 20. Die Fallgrube: Das Gerät wird seit Jahren nicht mehr hergestellt. Ersatzteile sind nur umständlich aus alten Beständen oder über ausrangierte Geräte erhältlich. Der verbaute überschwere Blei-Gel-Akku ist bei solchen Anwendungen längst nicht mehr üblich. Die auf Tutti angebotene Kombination aus Rollstuhl und Antrieb ist mit 1000 Franken kein Schnäppchen, sondern viel zu teuer.
Nach dem Kauf
Rollatoren kann man selber einstellen. Vorsichtige vertrauen Fachleuten.
Wer unsicher ist, sollte den Rollator bei einem Fachhändler kaufen oder das gebrauchte Gefährt durch einen Spezialisten überprüfen lassen. Die relativ einfachen Konstruktionen können aber auch Laien einstellen. Zu beachten ist, dass die Griffhöhe stimmt. Die Hände sollten entspannt die Griffe umfassen. Es empfiehlt sich, den Rollator gleichmässig zu beladen, die Sitzfläche nur mit angezogenen Bremsen zu nutzen und bei der Reinigung die Räder zu beachten. Die Benützer gehen aufrecht und innerhalb der Räder. Leicht bedienbare, feststellbare Bremsen sind Pflicht. Reflektoren und LED-Licht erhöhen die Sicherheit besonders draussen.
Bei Rollstühlen soll man Spezialisten beiziehen.
Rollstühle anpassen sollten nur Fachleute. In aller Regel übernehmen Orthopädie-Spezialgeschäfte dies auch bei Gefährten, de anderswo gekauft wurden. Vor dem Kauf einer Occasion sollte man die-Sitzbreite beachten. Sie kann nur beschränkt verändert werden. Ist der Sitz zu eng, leidet die Bequemlichkeit, ist er zu weit, fühlen sich die Benutzenden unsicher.
Tipps der Beratungsstelle für Unfallverhütung
Reden wir vom Geld
Die IV ist grosszügiger. Die AHV knausert. Die Politik wartet
Die AHV finanziert den Rollstuhlkauf auf Antrag bis höchstens 900 Franken. Ein weiterer Zuschuss wird frühestens nach 5 Jahren bewilligt. Die Unterstützung gilt nur für Rollstühle ohne E-Antrieb.
Wer im AHV-Alter ein E-Gefährt braucht, muss tief in die eigene Tasche greifen. Besser dran sind Leute, die bereits vor der Rente einen von der IV finanzierten E-Rollstuhl hatten. Die AHV gewährt eine Besitzstandgarantie. Die Betroffenen erhalten damit weiterhin die höheren Zuschüsse. Jene, die erst nach der Pensionierung einen elektrifizierten Rollstuhl brauchen, haben Pech und müssen diesen selbst bezahlen. Ihr eigenes Vermögen anzapfen müssen auch jene, deren Behinderung erst im Alter auftritt oder sich verschlimmert und ein Handrollstuhl nicht mehr genügt. Sie müssen das teure E-Gefährt vollständig selbst bezahlen.
Bilder: zvg, Peter