seniorweb.ch, 19. August 2025

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Wir Alten, die immer noch Frauen nachgucken

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Der Kolumnist macht sich Gedanken. Über sich und andere alte Männer. Und darüber, dass viele glauben, ihre Attraktivität sei wie die AHV – sie bliebe uns erhalten bis zum Lebensende.

Ich bin eben aus dem Spital zurück. Es war ein gutes Berner Spital. Ich war dort nicht bloss die Hüfte, sondern der Herr Steiger.

 

Wenn man lange Zeit flach liegt, denkt man nach. Zum Beispiel, wie das ist mit dem Pflegepersonal. In letzter Zeit hat man viel gelesen, dass sich dieses sexuell belästigt fühle, durch Worte, Blicke, Andeutungen.

 

Das gibt zu denken. Etwa über die Kompliment- und F-Frage. F wie Frisur geht, F wie Figur geht nicht. Etwas deutlicher: Wenn ich der Pflegefachfrau Rechsteiner sage, dass sie eine hübsche Frisur hat, wird sie sagen: „Ach wirklich, merci.“ Und denken: „Was für ein netter alter Mann.“


Wenn ich zur gleichen Frau Rechsteiner sage, dass sie eine tolle Figur hat, wird sie sagen: „Ach so, ja, ja.“ Und denken: „Was für ein geiler alter Bock.“

 

Frisur ist gut. Figur ist schlecht. Aber nicht für alle. Viele meiner Altersgenossen glauben, dass sie Frauen gegenüber ungefragt sexuell befrachtete Qualitätsurteile abgeben müssen. Wieso machen libidobefreite alte Säcke das? Sie machens erstens wegen der Aussenwirkung. Sie wollen all denen da draussen beweisen, dass sie noch wirkmächtige Reproduzenten sind. Sie machens zweitens wegen der Innenwirkung. Sie bestätigen sich selbst, dass sie in der Hose immer noch ihren Mann stehen.

 

Ich frage mich oft, weshalb alte Chnuschtis überzeugt sind, dass Frauen bei ihnen weiche Knies bekommen. Der Bauch ist dick, die Beine dürr, das Haupthaar oben schütter, das Nebenhaar unten grau