seniorweb.ch, 28. Juni 2022
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Was beim Gendern so alles vom Karren fällt
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Gleichstellung muss sein. Gleichstellung ist nötig. Gleichstellung ist wichtig. So, jetzt habe ichs drei Mal geschrieben und damit beglaubigt und besiegelt. Aber was beim Gendern vom Karren fällt, ist halt schon bemerkenswert. Bemerkenswert lustig, bemerkenswert blöd.

Die Kinderinnen sind ein besonders deutliches Beispiel für überschiessendes Gendern. Wir warten auf Bab(y)innen, Tierinnen und Schafinnen.

 

Ein Bub ist ein Kind, ein Mädchen eine Kindin.

 

Sogar der Duden begibt sich mit der Gästin auf den schmalen Pfad zwischen Komik und Ärger. Ein weiteres Beispiel aus der Orthografie-Bibel sind die Bösewichtinnen. Mit einem ironischen Tweet reagierte die Hamburger Polizei. In einem Hotel seien ein Bösewicht und zwei Bösewichtinnen von Polizeienden festgenommen worden.

 

Eine Bösewichtin bestahl eine Gästin in einem Hotel innen. Aus dem Online-Duden.

 

Mit den Polizeienden sind wir bei einer florierenden Genderform gelandet: Studierende, Bewohnende, Mitarbeitende. Grammatik-Anwendende sagen dieser Zeitform Präsens, auf Simpeldeutsch Gegenwart. Sprach-Fundis weisen darauf hin, dass damit nur Personen gemeint sind, die dies gerade tun. Wenn Mitarbeitende über Mittag in die Badi gehen, sind sie nicht mehr Mitarbeitende, sondern Badende und auf der Liegewiese sind sie Liegende. Trotzdem hat sich im Sprachgebrauch eingeschlichen, dass Studierende auch an einer Party Studierende sind. Wer punktgenaue Grammatik liebt, freut sich an der hier gezeigten Abbildung.

 

Seniorweblesende sind morgen Seniorwebgelesenhabende.

 

„Hirschlein nimm dich wohl in acht / Wenn der Staat Gesetze macht.“ Der abgeänderte Liedtext weist auf einen Vorschlag der Berliner Gleichstellungsbeauftragten hin. Sie will, dass auf den Warnschildern das Geweih des Hirschs gekappt wird. „Weil auch Hirschkühe der Rücksicht bedürfen.“ Immerhin: Sie ist mit diesem Vorschlag nicht durchgekommen.

 

Hirsche ohne Geweih auf dem Strassenschild – ein Schildbürgerinnenstreich.

 

Das angehängte „innen“ verdeutlicht, dass beide Geschlechter gleichwertig sind. Schön. Die fünf Buchstaben machen aus armen Sündern verruchte Sünderinnen – und verleiten zu allerlei Unfug.

 

Wer innen spachtelt, gehört zur Genderinnung

 

Ob die „Putenbrust weiblich“ einen feministischen oder gar sexistischen Ansatz hat, weiss ich nicht. Wohl eher wollte der Werbetexter, die –texterin, ihre zoologischen Kenntnisse beweisen. Das Bild ist auch Bastian Sick aufgefallen. Der witzige deutsche Sprachexperte behandelt in seiner im „Spiegel“ erschienenen Kolumne „Zwiebelfisch“ schweizerisches Orthografie-Schaffen. Er glossiert den Stadtberner «Sprachleitfaden für die Stadtverwaltung“.
Sehr lustig, sehr lesenswert.

 


Schmecken Putinnenbrüste besser als Puterbrüste?

 

Die Redaktion von Seniorweb verwendet weder * : I noch andere Zeichen, die gendergerechtes Schreiben fördern sollen. Sie hält sich damit an die Empfehlungen der Bundeskanzlei. Dies bedeutet, dass wir soweit sinnvoll Paarformen verwenden (Bürgerinnen und Bürger) oder geschlechtsneutral formulieren (versicherte Personen).

 

Der persönliche Nachsatz des Autors: Also, wenn die Bürgerinnen und Bürger, die Pfarrerinnen und Pfarrer, die Bewohnerinnen und Bewohner überhandnehmen, greife ich zu den Bewohnenden, grammatikalisch unsauber, aber gut verständlich. Oder: Ich lasse die Strassenarbeiter auch mal ohne die kaum vorhandenen Kolleginnen in der Sommerhitze schuften.

 

Nein, gendern ist nichts Neues. Mit diesem Video blicken wir zurück ins Mittelalter.