Berner Zeitung, 28. November 2017

Gott straft sofort. Aber manchmal ungerecht

Bahnfahren ist schön. Teuer zwar, aber angenehm. Man sitzt am Trockenen, sieht die Landschaft vorbeiziehen und freut sich, dass man nicht aussteigen muss. Ich sage nur Spreitenbach und Opfikon-Glattbrugg. Oder Lyssach. Aber die wussten schon, warum sie dort Sichtblenden und einen Tunnel bauten. Bahnfahren also macht Freude. Aber manchmal stinkt es einem.


Da sass ich im IR 2163, Abfahrt Bern um 7.34, ohne Halt bis Olten 8.02, dann Aarau 8.15, Brugg 8.30, Baden 8.38 nach Zürich 8.54. Die Zeitangaben beweisen, dass sich alles genau so zugetragen hat. IR-2163-Enthusiasten wissen, dass der Zug zwischen Bern und Olten angenehm locker gefüllt ist. Und dass ihn dann die Passagiere besetzen, wie Fliegen den Kuhfladen. Der Vergleich mit dem Dungsda ist zwar geschmacklos, aber gut gewählt, siehe unten.


In Olten also stürzten die Passagiere herein. Bis auf ein paar wenige Sitze waren nun alle Plätze belegt. Neben mir und gegenüber sassen: der Fleissige mit dem Laptop, die Unscheinbare mit dem Heftli, der Zottlige mit der Bierdose. Bis Aarau geschah nichts. Doch dann, bei Schinznach, stank es fürchterlich. Wie sagt man dem in einer Qualitätszeitung: Blähung? Wind?


Die Idee, mich anderswo hinzusetzen, verwarf ich. Der Zug war zu dicht besetzt. Wer konnte solch einen scheusslichen Wind blähen? Aus welchem Darm konnte sich ein dermassen abscheulicher Bläh entwinden? Wer wars gewesen: der Fleissige mit der Brille, die Unscheinbare mit dem Regenschirm? Nein, sicher nicht. Der Zottlige, der mit dem Bier am frühen Morgen, der wars. Doch Gott straft sofort. Als Kondukteur. Denn der Zottel, wir ahnen es ja, hat kein Billett. Darum muss er in Brugg aussteigen.


Ich hab es ja gewusst: Wer zottelt und Bier trinkt, hat kein Ticket. Und seine Körperausscheidungen nicht im Griff. Unbelastet von unangenehmen Mitpassagieren fahren wir weiter.


Bis es kurz vor Baden wieder stinkt.