Berner Zeitung, 18. September 2017

My Post 24, Pick Post, Postpac und andere gelbe Segnungen


Früher kam der Postillion hoch auf dem gelben Wagen, blies fröhlich tatütata ins Horn und übergab einem das Päckli mit einem herzlichen Gottwilche. War niemand zu Hause, holte man es bei der Post ab gleich um die Ecke. Ja, liebe Kinder, Postfilialen, das gab es damals noch.


Heute ist das Aufgeben und Empfangen von Paketen so komplex wie der Umbau des Berner Bahnhofs. Ät först: D’Schwyzer Poscht redt Änglisch. Auf ihrer Website informiert sie, wie man mit My Post 24 und Pick Post Sendungen empfängt. Es beginnt harmlos. Pick Post verlangt Keyword, User-ID und schon kann ich das Geburtstagsgeschenk von Göttikind Lisa unter anderem bei einer DB-Distributionsbasis oder bei 5àsec abholen. DB ist die Deutsche Bahn, 5àsec eine Textilreinigungskette.


Möchte ich, dass die Post das Präsent zu mir nach Hause bringt, steigen die Anforderungen. Wenn ich nicht da bin, kann ichs bei der nächsten Poststelle übernehmen (Postfilialen? Was ist denn das?). Oder der Pöstler stellt eine Abholungseinladung für My Post 24 aus. Dort muss ich für Liselis bemalten Kleiderbügel den Barcode der Einladung einscannen. Sollte der My-Post-Automat allerdings belegt sein, zündet die Post die nächste Stufe der Speditionsrakete. Nun kann ich das kindliche Frühwerk bei einer Post-Pick-Stelle abholen. So lerne ich Land und Leute kennen.


Wenn ich was versenden will und mich für Lisas Präsent mit einem Gegengeschenk bedanken möchte, wirds nochmals komplizierter. Ich muss die Frage nach dem Was und Wie beantworten. Was soll ich geben? Barbie geht nicht wegen der Eltern. Holzspielzeug geht nicht wegen Lisa. Schoggi geht nicht wegen der Zähne. Irgendwas wird mir einfallen. Damit sind wir beim Wie angelangt. Wie versende ich die Revanche?

 

Ich kann das Päckli, postdeutsch Postpac, auf fünf Arten befördern: Priority, Economy, Express, Kurier und Same Day. Eine Unterabteilung kommt dazu: Pro Climate. Weil wir alle Rumpfenglisch verstehen, ahnen wir, was dahintersteckt. Same Day heisst, dass Lisa sich gleichentags über das Holzbarbie und die Lindt-Schoggi Pepsodent mit Nüssen freut. Economy bedeutet, dass die Pakete wie die Passagiere im Flieger eng geschichtet werden. Mit Pro Climate schliesslich gibt die Post zu verstehen, dass sie bloss gelb angemalt und eigentlich grün ist.


Mein Vater war Pöstler. Kam mit dem gelben Wagen. Machte tatütata. Übergab das Päckli. Fertig. Stimmt nicht. War unmusikalisch. Nix tatütata.