Berner Zeitung, 1.12.2015


Advent, Advent, Nikolaus EM 311 brennt


Am Heiligen Abend wird es im Einfamilienhausquartier Riedmoos zuerst ein paarmal flackern, dann das Licht ganz ausfallen. Es wird dunkel sein. Und ganz schön.


Wettrüsten. Mit Zubers 400-flammigem Lichtervorhang IP44 hatte das Wettrüsten vor ein paar Jahren begonnen. Äberlis hatten mit dem Clusterlight 860 gekontert. Glausers Antwort war die Leuchtfigur Eisbär.


Eskalation. Nachdem Zumbrunns letztes Jahr den Leuchtbaum 240 platziert hatten, eskalierte der Konflikt. Zinggs toppten mit blinkenden Engeln. Was dann geschah, war tückisch: Morgeneggs fuhren mit dem Rentierschlitten fünfteilig vor. Und dies so kurz vor dem Christfest, dass ein Gegenschlag nicht mehr möglich war.


Waffenruhe. Von Januar bis November herrschte Waffenstillstand. Doch brachte Oberst a. D. Roger Wettstein im geheimen drei Flakscheinwerfer mit Invert-Hochleistungslampen in Stellung. Allerdings hatte er nicht mit dem schwulen Pärchen Leon Notter und Pix Froidevaux gerechnet. Sie enttarnten ihn und beschafften sich 39 Filmleuchten.


Front. Das also ist heute Dienstag, 1. Dezember, die Ausgangslage an der Weihnachtsfront. Wettstein und Notter/Froidevaux halten sich zurzeit noch bedeckt. Alle anderen jedoch werden diesen Abend ans Netz gehen: Zubers Lichtervorhang, Äberlis Clusterlight, Glausers Eisbär, Zumbrunns Leuchtbaum, Zinggs Engel, Morgeneggs Schlitten.


Angriff. Die Situation wird bald eskalieren. Am 11. Dezember posten Munzingers das Sortiment Candle Star. Einige Tage später greifen Liechtis mit dem Weihnachtsmann Nikolaus EM 311 an. Am 18. Dezember werden Habeggers den Schalter für fünfzehn Meter Lichtschlauch warmweiss drehen.


Täuschung. Pünktlich am 22. Dezember werden Aromatherapeutin Suana Abderhalden und Steiner-Pädagoge Lucius Knecht ihre Winterwendeskulptur montieren: Finnenkerzen mit kosmisch ausgerichteten Ginkgozweigen. Unmittelbar trägt das zur Adventseskalation nichts bei. Doch werden Notter/Froidevaux dies als Finte ansehen und am 24. Dezember um halb neun mit ihren Videoleuchten das Riedmoos mit zwei parallelen Lichterketten illuminieren.


Flucht. Der kroatische Pilot des Skywork-Flugs SX 397 wird dies für den Einflugschneise von Belp halten, den Irrtum aber noch rechtzeitig korrigieren. Nicht zu vermeiden ist hingegen, dass Wettstein nun mit den Invert-Hochleistern seine Version des Sterns von Bethlehem an den Himmel zaubert und glaubt, dass er damit die Skywork-Maschine in die Flucht geschlagen hat.
Friede auf Erden. Minuten später wird es zuerst ein paarmal flackern und dann das Licht ganz ausfallen. Die Weihnachtsperformance hat ein ungenannt sein wollendes AKW bei Bern überfordert. Nachdem Dampf aus den Rissen des Kernmantels austritt, drehen die Ingenieure den Schalter. Am Heiligen Abend wird es im Riedmoos ganz dunkel sein. Ganz still. Und ganz schön.