Berner Zeitung; 9.1.2012


Aus Steiger
So, ich habe mein Begräbnis organisiert

Das Beste erhoffen. Sich aufs Schlimmste vorbereiten. Ich habe zwei Berner Bestattungsinstitute besucht und dort meine Sterbevorsorge aufgegleist. Mit einem solchen Vorsorgevertrag regelt man, in welcher Form man seine letzte Ruhe finden will. Beide Unternehmen haben mich angenehm sachlich, kompetent und ohne jedes salbungsvolle Geschwurbel beraten.

 

Ich will eine Kremation, eine Feuerbestattung. Meine Wünsche füllen im Laufe des etwa halbstündigen Gesprächs ein Formularblatt. Ich entschliesse mich für eine Todesanzeige in der Zeitung und für gedruckte Leidzirkulare, den Text dazu werde ich später senden.
Ich möchte einen schlichten Fichtensarg. Er kostet 800 bis 900 Franken. Ich wähle zuerst eine rezyklierbare Biourne und buche dann um auf ein tönernes Gefäss. Wenigstens meine Asche soll vor den Würmern sicher sein. Als Blumenschmuck wähle ich einen Urnenkranz. Er ist kleiner und weniger prätentiös als ein konventionelles Kranzgebinde. Ausserdem bestimme ich eine eher bescheidene Raumdekoration. Das florale Kunsthandwerk ist eh bald ein Fall für die Entsorgung.

 

Ich entscheide mich für eine protestantische Abdankung mit Pfarrer und werde in den nächsten Tagen oder Monaten den Lebenslauf und die Musik-CD dazu liefern. Meine Urne kommt im Stadtberner Bremgartenfriedhof in ein Nischengrab. Die Asche in einer solchen Mauer mit beschrifteten Granittafeln aufzubewahren, ist praktisch: Vorher oder später können am gleichen Ort drei weitere Gefässe mit den sterblichen Überresten von Dahingeschiedenen eingestellt werden.

 

Eine solche Ruhestätte kostet einmalig etwa 2700 Franken. Das Beerdigungsinstitut verlangt für seine Dienste etwa 3000 bis 3500 Franken, Vorauszahlung ist erwünscht, Ratenzahlung ist möglich. Die Fremdkosten sind in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt. Blumenschmuck, das Restaurant mit Essen und Getränken und weitere Extras kommen deshalb noch dazu. Alles in allem kostet meine Beerdigung zwischen 10 000 und 15 000 Franken.

 

So weit, so sachlich. Seine eigene Bestattung zu planen, ist allerdings weit kribbeliger, als, sagen wir mal, eine Geburtstagsparty vorzubereiten. «Fühlen Sie sich wie zu Hause», begrüsst mich der Berater in seinem Büro. So richtig heimelig wird es mir im Bestattungsinstitut allerdings nicht, auch wenn sich der nette Mitarbeiter alle Mühe gibt.

 

Will ich in einem Sarg vermodern? Soll ich Asche werden? Ich bin erleichtert, wenn wir nicht mehr von meiner eigenen Zukunft sprechen, sondern auf Nebengeleisen fahren. Da ist die Geschichte vom verstorbenen 200-Kilo-Mann, den die Feuerwehr mit Maschinenkraft zu Hause aus dem Bett hieven musste. Da ist der Tipp des Beraters, dass man bei der Aufbahrung zu Hause, vor allem im Sommer, die Fenster öffnen und auf gute Belüftung achten sollte.

 

Am Schluss fragt der Berater, ob ich einen Herzschrittmacher habe. Diesen müsste man nach meinem Tod herausnehmen. Das Ding ist erstens bis zu 50 000 Franken teuer und kann weiterverwendet werden. Und zweitens ist es ein Risiko. Der Apparat könnte explodieren. In Zürich zerstörte ein solches Gerät in einem Krematorium einen Verbrennungsofen.
Leben ist gefährlich. Sterben auch.