Berner Zeitung, 4.4.2012


In Bern sind die Grauen Panther harmlose Kuschelbüsi


Wenn Grauer Panther draufsteht, sollte was mit Zähnen und Krallen drin sein. In Basel und Solothurn ist das tatsächlich so. In Bern hingegen sind bloss Kuschelbüsi drin.

 

In der Stadt Basel erreichten die Grauen Panther, dass die Verkehrsbetriebe die neuen Trams altersgerecht anpassten. Im Kanton Baselland erkämpften sie sozialere Pflegeheimtarife. Im Kanton Solothurn lancierten sie einen Vorstoss, der das Parlament verpflichtet, die Spitex-Gebühren anders zu regeln.

 

In Bern organisieren die Grauen Panther eine Wanderung die Alte Aare entlang. Sie besichtigen den Erlacherhof, den Sitz der Stadtregierung. Sie besuchen das Seniorentheater. Sie reisen zum Spargelessen ins Elsass. Und sie jassen im Restaurant Jardin.

 

In den USA war der Ursprung: In den frühen Siebzigerjahren entstanden dort die Grey Panthers als Bewegung, die sich durch die Black Panthers inspirieren liess, durch die kampfbereiten schwarzen Bürgerrechtler. Die Grauen waren zwar nie so militant wie die Schwarzen, hatten aber doch Biss.

 

In Deutschland fauchten die Panther wenig später. Zeitweise sogar hinter Gittern. Die Grauen Panther formierten sich in der Bundesrepublik als politische Partei – und ergaunerten Geld vom Staat, Funktionäre kamen in U-Haft. Unterdessen hat sich eine Nachfolgepartei gebildet.

 

In der Schweiz gibt es Graue Panther in den Kantonen Basel-Stadt und Baselland, im Kanton Solothurn, in der Innerschweiz und im Kanton Bern. In den beiden Halbkantonen und im Solothurnischen packen sie bei politischen Themen rund ums Altern zu. Im Bernbiet und in der Zentralschweiz wandern, besichtigen und jassen sie.
Hier bei uns sind die Grauen Panther Streichelbüsi. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn sie sich anders bezeichnen würden. Es steht «Vorsicht, gefährlicher Inhalt» auf der Etikette, und es ist nur harmloses Spielzeug drin. Man wolle bloss gemeinsam die Freizeit geniessen, heisst es bei den heimischen Kuschelsenioren. Schon recht. Aber sie missbrauchen den Namen und damit eine Marke.

 

In Bern haben die hiesigen Grauen Panther 2011 den Sozialpreis der Stadt erhalten. Bern hat den Preis letztes Jahr zweigeteilt und auch den heimischen Rugby-Club bedacht. Bei diesem Spiel geht es unter anderem darum, den Gegner wegzudrängen. Die Sportler sollten die falschen Panther nicht wegstossen, aber mal ein bisschen müpfen.