Berner Zeitung, 16.4.2012


Graue Panther wollen sich nicht versilbern lassen


Ich würde die Arbeit der Berner Grauen Panther vernütigen, kritisieren Leserbriefschreiber die letzte Ausgabe der «Aussteiger»-Kolumne. Die Grauen Panther hätten hier in der Bundesstadt mit ihren geselligen Zusammenkünften überaus wichtige Aufgaben, argumentieren sie. Wer Mitglied sei, vereinsame weniger.
Stimmt. Und ist gut so – aber halt ein Etikettenschwindel. Graue Panther sind überall eine mehr oder weniger militante politische Kraft, die sich für die Senioren einsetzen. Nur in Bern beschränken sie sich aufs Wandern, Jassen und Besichtigen. Es steht «Panther» drauf – und es ist bloss ein Stubentiger drin: Man erwartet eine Organisation mit Zähnen und Krallen. Stattdessen streichen hier in Bern den Behörden bloss Kuschelbüsis um die Beine.

 

Namen bedeuten etwas. Wenn ich eine radikal-konservative Linkspartei gründe, darf ich im Programm nicht bloss Blueschtfahrten anbieten. Graue Panther kann man als Marke verstehen. Marken sind geschützt. Das musste vor einigen Wochen ein Internetunternehmen erfahren, das sich Graupanther nannte. Ein Ehepaar in der Innerschweiz wollte unter diesem Namen ein Dienstleistungsportal aufziehen. Das Projekt: Pensionierte stellen Menschen jeden Alters ihr Wissen und Können zur Verfügung. Die Anbieter bezahlen der Onlinedrehscheibe jährlich 50 Franken. Die Nutzer entlöhnen die Senioren nach Ansätzen, welche die Beteiligten selbst aushandeln. Die Idee ist gut, auch wenn sie kommerziell ist, und es anderswo Ähnliches gibt.

 

Nicht das Projekt, sondern der Name Graupanther missfiel den politisch aktiven Grauen Panthern Nordwestschweiz. Sie betrachteten die Onlineplattform als Trittbrettfahrerin, drohten mit juristischen Schritten, konkret mit dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb. Der Internetservice wollte nichts riskieren und gab klein bei. Statt Graupanther heisst er jetzt Silberpanther. Ist ja auch ein hübscher Name und klingt zudem in der Werbung viel freundlicher.

 

Der hiesige Panther-Verein müsse sich nicht vor solchen juristischen Konsequenzen fürchten, beschwichtigen in Basel die nordwestschweizer Panther. Doch ärgere man sich, dass die Berner Gruppe den Namen und damit die Marke missbrauche.