Berner Zeitung; 28.06.2011

Aus Steiger
Vorsorgeplanung beginnt im Bett


Peter Steiger war bis Ende Mai Redaktor dieser Zeitung und beschreibt alle zweiWochen seine Erlebnisse als Rentner.


Vier Wochen nach dem P-Tag: Proband P. S. hat 27 Tage nach seiner Pensionierung keine veränderten Werte: Puls normal, Blutdruck i. O., Cholesterin tolerabel. Auch mental reagiert er nicht auffällig. Er selbst bezeichnet seine Stimmung als ausgeglichen. Offen bleibt allerdings, ob dies mit seinem derzeitigen Aufenthalt als Urlauber an der Ostsee zu tun hat. P. S. reflektiert möglicherweise seine Befindlichkeit zu wenig oder versteckt sich hinter einer Schutzbehauptung.


Oder er freut sich über die finanziellen Annehmlichkeiten des ersten P-Monats. Arbeitgeber Tamedia bezahlte Ende Mai neben dem letzten Gehalt anteilsmässig den 13. Monatslohn und erfreute mit einem Pensionierungsbatzen. Überdies wanderten Entschädigungen für vergessene Ferientage aufs Gehaltskonto. Und das Wichtigste: Weil die AHV ihre Rente Anfang Monat und damit im Voraus bezahlt, flossen für einmal gleich zwei Einkommen Richtung Bank.


Von einem solchen Doppelmoppel profitieren besonders jene, die Ende Monat das Licht der Welt erblickt haben. Die rentnerischen Früh- geburten hingegen gucken in die Röhre. Auch wer am 1. oder 2. des Monats zum ersten Mal geschrien hat, muss 65 Jahre später bis zum 30. oder 31. durchmalochen und so fast einen Monat länger arbeiten.


Eltern, die ihre Familie nachhaltig planen, merken auf: Wer seine Kinder wirklich liebt, zeugt und empfängt sie nicht irgendwo und irgendwann, sondern am Monatsende und verschafft ihnen damit 9 Monate und 65 Jahre später einen vorteilhaften Übertritt ins Pensioniertendasein.