Uraufführung Sommer 2010 im Hof-Theater Erlach, Regie Wolfgang Grabow

 

VIL LÄRM UM D’LIEBI


 Nach «Viel Lärm um nichts» von William Shakespeare

 Komödie in fünf Akten

 Bearbeitet von Peter Steiger

 

 Zeit und Ort

 Italien, Vergangenheit

 

 Rollen

 Don Pedro, spanischer Fürst

 Leonato, Gouverneur von Messina

 Doña Juanita, Halbschwester von Don Pedro

 Claudio, italienischer Edelmann

 Benedict, italienischer Edelmann

 Antonio, Leonatos Bruder

 Balthasar, Don Pedros Diener

 Mostapfel, Gerichtsweibel

 Bireschnitz, Magd von Mostapfel

 Borachio, Diener von Doña Juanita

 Konrad, Diener von Doña Juanita

 Hero, Tochter von Leonato

 Beatrice, Tochter von Antonio

 Margareta, Dienerin von Hero

 Ursula, Dienerin von Hero

 Schreiber

 2 Wachen

 Haushälterin, Pfarrköchin des Paters

 

  

1. AKT

 

Szene 1

 Leonato, Hero, Beatrice und Balthasar treten auf.

 

 Balthasar: I muess zum Don Leonato, zum Gouverneur.

 

 Leonato: Das bi-n-i, tüet-mer dä Brief ghä.

 

Balthasar: I chumme vom Don Pedro.

 

Leonato: O, i lise da, dass dä Fürscht Don Pedro hüt z’Abig hie bi üs wird si.

 

Balthasar: Er isch nümm wit. Wo-n-i gange bi, isch er bloss no drü Meile vor Schtadt weg gsi.

 

Leonato: U wie vil Lüüt heit-dr ir Schlacht verlore?

 

Balthasar: Nu weni.

 

Leonato: Gwünne u sälber kener Lüüt müesse zrugglaa, sertig Siige zellet dopplet. (Brief) Da, dä Don Pedro schribt hie vome-n-e junge Ma, «Graf Claudio hat sich im Kampf ehrenvoll geschlagen.»

 

Balthasar: Dä Claudio isch sanft wie-n-es Lamm und hät kämpft wie-n-e Löi.

 

Beatrice: U dä Herr Plagöri? Isch dä grossi Held zrugg us äm Chrieg?

 

Balthasar: Pla … Pla… I känn-niemer, wo so heisst.

 

Leonato: Mini Nichte, d’Beatrice, meint … was fragsch eigetli?

 

Hero: Vater, merksch’s nid? Si redt vom Benedict, vo wem dänn susch?

 

Balthasar: O, dä Graf Benedict, isch gsung u buschper wie gäng. Er hät mee gleischtet als all angere.

 

Beatrice: Mee gässe hät-er. Er isch ä chline Soldat mit äme-n-e grosse Appetit. Wänn er ä Täller Spaghetti gsiet, isch er nümm z’brämse.

 

Balthasar: Er isch tapfer gsi u hät gmacht, was z’mache isch.

 

Beatrice: Ä Held? Ä Fraueheld isch er.

 

Balthasar: Er hät kämpft wie-n-e Schtier.

 

Beatrice: Wänns numm Chüe hät, isch jede Muni ä Held.

 

Balthasar: Er hätt alls, was zume-n-e tapfere Maa ghört.

 

Beatrice: Ghört? Er ghört ja gäng numme das, was er ghöre wott. S’anger geit hie iche u hie use (Ohren).

 

Leonato: Nämets ire nid übel. So isch äs gäng, wänn d’Beatrice u dä Benedict öppis z’tüe hei mitenang. Chrieg hei-si, mit Häng u Füess, mit Wort u Witz.

 

Beatrice: Leider gwünnt er nie, sondern verliert gäng. Benedict isch ä Verlierer. Er verliert alls. Sin Huet, sin Chopf, siner Fründe. Drum bruucht er allpott nöii. Wer isch jetz grad dä armi Fründ, wo muess dä Benedict beschütze?

 

Balthasar: I gsee, dä Maa isch nid guet aagschribe bi-n-öich.

 

Beatrice: Aagschribe … abgschribe isch er. Aber sägit, wie heisst dä nöi Fründ? Wer isch dä arm Tüfel, wo mit äm Benedict muess dur d’Höll?

 

Balthasar: Am meischte gsieht-mer-n-e mit äm Graf Claudio.

 

Beatrice: Dä Benedict wird sich am Claudio aahänke. Feschtbiisse wie-n-e Zeck, aasuge wie-n-e Bluet-Egel, aachläbe wie Liim. Er wird-n-e nie me los.

 

Balthasar: Dä Don Pedro chunt.

 

Balthasar geht ab. Don Pedro, Doña Juanita, Claudio, Benedict treten auf.

 

Don Pedro: Alli wei schpare. Nu dir, Don Leonato, dir weit usgä. Dir nämit üs uf, dä Claudio, Benedict, mi u min Diener Balthasar. Sogar mini Chriegsgägnere Doña Juanita tüet dir bewirte. Dir ladet-n-ech ä schwäri Lascht uf.

 

Leonato: Don Pedro, min Fürscht, dir sit kei Lascht, sondern äs Vergnüege.

 

Don Pedro: I vermuete, das isch öiri Nichte.

 

Leonato: Me würd’s nid glaube, aber s’isch so.

 

Don Pedro: Dä gliichi erewärti Name, vom gliiche guete Schtamm.

 

Benedict: Äs Wunder vor Natur: Dä gliichi Baum treit schöni Öpfu und schrumpfligi Moschtbirli.

 

Beatrice: I schtune, dass dir gäng schwätze tüet. Kein Möntsch lost-n-ech zue.

 

Benedict: Ach, ds Frölein Krokodil, ä grosses Muul, grossi Zä, ä chline Chopf. Weit dir mi verschrecke?

 

Beatrice: Nei, ässe, mit Huut u Haar, i bi erscht zfride, wänn nüd me übrigblibt vo-n-öich.

 

 Benedict: Dir sit nid di einzig. All Fraue hei-mi zum Frässe gärn. Aber s’wird nüd drus. I wott keini.

 

Beatrice: Zum Glück. Jedi würd sich vergifte. Dir sit ugniessbar wie alli Manne. Lieber ghöre-n-i ä Chräje päge, als äs Liebesgedicht vo so-n-ere zwöibeinige Vogelschüchi.

 

 Benedict: So-n-e schwarze Pägi-Flattere passt guet zu-n-öich.

 

Beatrice: U dir sit am wöölschte mit äme-n-e Papagei. Dä machts gliich wie dir: Er tuet nacheplappere.

 

Don Pedro: Dir chömid zu-n-ere sältsame Volière, Don Leonato. Aber mir nämid öiri Iladig gärn a u blibe die nächschte Wuchene hie.

 

 Leonato: Willkomme, Don Pedro u Doña Juanita. Brueder u Schwöster, zersch im Schtrit u jetz im Fride. Doña Juanita, dir heit dä Chrieg verlore. Zwöi früecheri Finde ungerem gliche Dach si bsungers wärtvolli Gescht.

 

 Doña Juanita: D’Niderlag tuet wee, öiri Gaschtfründschaft tuet guet.

 

 Leonato, Don Pedro, Doña Juanita, Beatrice und Hero gehen ab.

 

 Claudio: Benedict, du häsch d’Hero mit Auge aagluegt gross wie Sonneblueme.

 

Benedict: Sonneblueme? Söiblueme wäre ä bessere Vergliich.

 

Claudio: Isch si nid aschtändig, still u nätt?

 

Benedict: Söll i erlich si?

 

 Claudio: Erlich.

 

 Benedict: Erlich? Erlich.

 

 Claudio: Erewort, erlich.

 

 Benedict: Si isch z’weni hässlich um wüescht z’si, z’weni grantig um garschtig z’si. U drum gfallt si mer nid.

 

Claudio: U du bisch z’luschtig um erlich zsi. Säg, gfallt si dr?

 

Benedict: Wosch si chaufe, dass äs so gnau wosch wüsse?

 

Claudio: Niemer hät sövel Silber um so-n-e Goldschatz z’chaufe.

 

Benedict Silber? Gold? S’isch ä Frau u drum nüd als Bläch.

 

Claudio: Si isch ä Diamant, dä schönscht, wo je gfunklet hät.

 

Benedict: I gsee guet, aber bir Hero gsie-n-i nüd sertigs. Beatrice hingäge …

 

Claudio: … Beatrice, usgrächnet d’Beatrice…

 

 Benedict: … Isch ä falschi Schlange, häsch rächt … Du häsch doch nid vor, d’Hero z’hürate? Um Himmels Wille. Schwör, dass das nid waar isch.

 

 Claudio: I würd lüge, schtälle u morde um si überz’cho.

 

Benedict: Nei, nei, nei. Wänd all Manne i ds Gülleloch troole? Hänusodänn. Aber chlag-nid wänn nümm usechunsch u ds meggelet. Lue, da chunt dä Don Pedro u suecht di.

 

Don Pedro kommt zurück.

 

Don Pedro: Was heit-dr für Gheimnis, wo-dr nid weit teile? Schtaat dä Chünig, dä Kaiser oder schtaat d’Wält uf-em Schpiil?

 

 Benedict: Wänn dir mirs bifällit.

 

Don Pedro: I bifälle.

 

Benedict: Du häsch’s ghört Claudio. I cha schwige wie-n-e Schildchrot. Aber wänn’s dä Fürscht bifilt … Er isch verliebt. Tüet witer bifälle, schnäll.

 

 Don Pedro: I bifälle …

 

Benedict: … verliebt i d’Hero, äm Leonato sini Tochter.

 

Claudio: Äs schtimmt.

 

Don Pedro: Si isch’s wärt, dass dir si gärn heit.

 

Benedict: Än Taler isch öppis wärt, oder än halbe Gulde oder äs winzig chlis Füferli isch öppis wärt. Aber ä Frau? Nei, nie, nüd.

 

Don Pedro: Du bisch scho gäng blind gsi für d’Schönheit.

 

Benedict: Dass mi ä Frau gebore hät, danke schön. Dass mi ä Frau ufzoge hät, wunderbar. Aber dass i deswäge dä Fraue söll hingerherlaufe, nie.

 

 Don Pedro: Au dir wird passiere, was allne passiert: Du wirsch di verliebe, u vor Herzschmerz bleich u rot werde.

 

Benedict: Gset-dr: D’Liebi isch ä Chrankheit, i blibe lieber gsung.

 

Don Pedro: Mir wärde’s no erläbe, du wirsch vor Liebes-Chummer schtärbens-eländ werde.

 

Benedict: Lieber elend schtärbe als d’Liebi erläbe.

 

Don Pedro: Liebe Benedict, wirsch du so lieb si u äm Leonato säge, dass mer lieber hüt als morn zum Znachtässe chömid.

 

Benedict: Nüd lieber als das.

 

Benedict geht ab.

 

 Claudio: Fürscht, ä Frag no.

 

Don Pedro: Red.

 

Claudio: Hät dä Leonato Ching?

 

Don Pedro: Äs einzigs, d’Hero. Dänksch du a si?

 

Claudio: Sit-i usem Chrieg zrugg bi, cha-n-i nümm angers dänke als a si.

 

Don Pedro: Was bim Benedict ersch chunt, isch bi dir scho usbroche: Du bisch chrank vor Liebi.

 

Claudio: Dir gseet dür mi dure u dir gseet alls richtig.

 

 Don Pedro: I gse, dass i dir hälfe cha. Hüt abe isch Maskeball. Dert verchleiden-i-mi u schpile dini Rolle. I säg dä Hero, i heissi Claudio. I liebs-si, säge-re, u well si uf dr Schtell hürate. Wirsch gsee, si cha-mir nid widerschta. Dänn ga-n-i zum Vater u wirb um d’Hero. Chum, a d’Arbet.

 

Alle ab